Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 110, Nr. 9, 1.5.2020, (894) CORONA-KRISE IN GROßBRITANNIEN BDA befürchtet Massensterben von Zahnarztpraxen Ohne finanzielle Unterstützung droht die zahnärztliche Versorgung Großbritanniens zusammen- zubrechen, warnt die British Dental Association (BDA). Sie befürchtet ein Massensterben von Zahn- arztpraxen. Besonders betroffen: Zahnarztpraxen, die überwiegend private Leistungen anbieten. L aut einer BDA-Umfrage, an der sich ein Viertel aller Praxen im Vereinigten Königreich beteiligte, gaben 70 Prozent davon an, dass sie maximal drei Monate lang überleben können. 20 Prozent schätzen, dass sie nur den laufenden Monat durchhalten. Weniger als ein Drittel (28,7 Prozent) glaubt, dass sie das Patienten-Niveau vor der Pandemie wieder erreichen wird. Am schlimmsten betroffen sind offenbar Praxen, die sich vorwiegend auf private Zahnmedizin konzentrieren. STAATLICH UNTERSTÜTZTE KREDITE WERDEN VERWEIGERT Insgesamt 26 Prozent der Praxen haben laut BDA bereits ein staatlich unterstütztes Darlehen beantragt, aber neun von zehn Praxen (93,4 Prozent) wird der Kredit verweigert. Fast die Hälfte (47 Prozent) versucht daher, an kommerzielle Kredite zu kommen, um sich über Wasser zu halten – zu Zins- sätzen von über 20 Prozent! Im Vereinigten Königreich bietet die überwiegende Mehrheit der Zahnarzt- praxen sowohl NHS- als auch private Leistungen an. Praxen, die zum Groß- teil private Leistungen erbringen, scheinen augenscheinlich am stärksten von der Corona-Krise betroffen zu sein, bilanziert die BDA: Drei Viertel der Praxen mit wenig oder keiner NHS- Verpflichtung (0 bis 25 Prozent NHS) gaben an, dass sie in den nächsten drei Monaten mit Schwierigkeiten rechnen. Bei den Praxen mit den höchsten NHS- Verpflichtungen (75 Prozent und mehr NHS) waren es „nur“ gut 60 Prozent. Derzeit sind im Land aufgrund der Corona-Krise jegliche routinemäßige, nicht dringende zahnärztliche Behand- lungen, einschließlich Kieferortho- pädie, ausgesetzt. Zwar sagte die Regie- rung den NHS-Praxen eine gewisse Unterstützung zu, doch gibt die BDA zu bedenken, dass diese allein die Ver- sorgung nicht sicherstellen können, sollten die privaten Praxen untergehen. DANN IST DIE VERSORGUNG NICHT MEHR SICHER Führende Vertreter der Zahnärzteschaft drängen nun darauf, dass die dem Einzelhandel und dem Gastgewerbe zugesicherte volle Ratenerleichterung auf alle Praxen in den Haupteinkaufs- straßen ausgedehnt und das staatliche Darlehensprogramm schnell ausgewei- tet wird. Derzeit sind Personen, die mehr als 50.000 Pfund im Jahr verdienen, von staatlicher Unterstüt- zung ausgeschlossen. „Viele Praxen belasten sich mit Schulden, die sie möglicherweise nie zurückzahlen können“, sagte der BDA-Vorsitzende Mick Armstrong. „Es war richtig, alle nicht dringenden Behandlungen aus- zusetzen, aber ohne sinnvolle Unter- stützung droht den Zahnarztpraxen des Landes eine Dezimierung.“ Die wirtschaftliche Pleite könne jede Praxis treffen. „Die Zahnmedizin kann diesen Sturm nicht überstehen, wenn fast jede Praxis auf private Zahnmedizin angewiesen ist, um sich über Wasser zu halten. Wenn die Behörden diese lebens- wichtigen Dienstleistungen an die Wand fahren lassen, werden die Aus- wirkungen für die Patienten in ganz Großbritannien spürbar sein.“ ck Die BDA-Umfrage befragte vom 1. bis zum 6. April die Inhaber von insgesamt 2.860 Zahnarztpraxen im Vereinigten Königreich. Das sind 24,3 Prozent von insgesamt 11.800. Foto: Adobe Stock_belyaaa 28 | POLITIK

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