Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 110, Nr. 9, 1.5.2020, (901) Abbildung veranschaulicht das Dilem- ma einmal visuell: Der beschriebene „gesunde Menschen- verstand“ ist zum Beispiel auch eine wichtige Grundlage des Thesenpapiers der Leopoldina, das von führenden Wissenschaftlern unseres Landes verfasst wurde 12 . Der „gesunde Men- schenverstand“ stützt sich natürlich auf die verfügbaren Fakten (Abbildung), wird aber ebenso auch massiv von Ver- unsicherung (Eigengefährdung versus finanzieller Schaden versus Mitarbeiter- schut) beeinflusst. Aus dieser Gemenge- lage Empfehlungen zu erarbeiten, birgt zum einen Limitationen wie Knappheit bei Schutzausrüstung und zum anderen Chancen, zuvorderst die oben beschrie- bene medizinische Relevanz unseres Tuns zu unterstreichen. Gerade aber bei den Fakten muss man sich – Stand heu- te – durch die limitierte Verfügbarkeit ebenfalls über Grenzen im Klaren sein. Ebenso dürfen bereits vor der Covid- 19-Pandemie bekannte Fakten nicht au- ßer Acht gelassen werden 13–16 . EINE GESUNDE MUNDHÖHLE IST EINE IMMUNBARRIERE Gestatten Sie mir eine Vorbemerkung. Sowohl das Hauptaugenmerk in der Wissenschaft als auch in der öffentli- chen Berichterstattung fokussiert fast ausschließlich auf Bekämpfung und Eindämmung des SARS-CoV-2-Virus auf der einen als auch Impfstoff- und Medi- kamentenentwicklung auf der anderen Seite 17 . Das ist wichtig und nachvoll- ziehbar. Ein Aspekt, in dem die Zahn- medizin in unserem Land traditionell hervorragend aufgestellt ist, kommt je- doch zu kurz: Die Prävention. Eine Fra- ge, die in naher Zukunft intensiv bear- beitet werden sollte, ist neben dem Aspekt der Schutzausrüstung auch die Optimierung des eigenen Immunsys- tems. So istdie Rolle von Vitamin D im Zusammenhang mit dem Immunsys- tem bekannt 18 , und trotzdem sind bis zu 90Prozent der Deutschen damit un- terversorgt. Ähnliches gilt für Vitamin C 19 . Gerade in diesem Zusammenhang ist eine gute Mundhygiene beziehungs- weise eine gesunde Mundhöhle in Zei- ten von Covid-19 noch wichtiger als sie vorher ohnehin schon war. Eine gesun- de Mundhöhle ist immer eine bessere Immunbarriere als eine kranke Mund- höhle 20 . Zentrale Aspekte unserer mit den Fach- gesellschaften abgestimmten Empfeh- lungen, auch auf Grundlage bisheriger Empfehlungen seitens BZÄK und KZBV sind: 1. Als Beitrag zur Eindämmung der durch Covid-19 ausgelösten Pandemie sollten Patienten anhand einer Covid- 19-Anamnese vor Behandlungsbeginn in asymptomatische Patienten und in Patienten mit Covid-19-Symptomen be- ziehungsweise mit bestätigter Infektion separiert werden. 2. Die Behandlung symptomatischer/ infizierter Patienten sollte sich auf Schmerzbehandlung reduzieren (Ent- zündung, Trauma, Tumor) und nur in Einrichtungen/Praxen durchgeführt Abb. 1, Quelle DGZMK Visualisierung des aktuellen „Dilemma Zahnmedizin“. | 35

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=