Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09
zm 110, Nr. 9, 1.5.2020, (915) sondern von der Keramikrestauration aufgenommen und an die gesamte Zahnhartsubstanz weitergeleitet wird. Durch den Verbund werden ge- schwächte Höckerwände signifikant stabilisiert. Die Autoren bewiesen, dass die adhäsive Befestigung eine kraftschlüssige, retentive Verbindung sicherstellt und bei großen Kavitäten die Polymerisationsspannung sowie das Risiko von Schmelzrissen reduziert. Zur gleichen Zeit wurden die ersten Langzeitstudien zu chairside gefertig- ten Restaurationen mit nennenswerten Untersuchungszeiträumen eingereicht. 2002 stellte Dr. Anja Posselt eine Studie vor, für die sie 2.328 im Cerec-Verfahren hergestellte Keramik-Einlagefüllungen untersucht hatte, die bis zu neun Jahre in situ waren. Mit dieser an der Uni- versität München durchgeführten For- schungsarbeit unter der Leitung von Prof. T. Kerschbaum, Köln, analysierte sie Keramik-Onlays und -Inlays aus einer Praxis, die 1990 bis 1997 mit dem Cerec 1 und von 1997 bis 1999 überwiegend mit dem Cerec 2 herge- stellt worden waren (Abbildung 3). Zur Erinnerung: Das erste Cerec-1-Gerät wurde 1987 auf den Markt gebracht. Längere Beobachtungszeiträume gab es mit dieser noch jungen Technologie damals noch nicht. DIE QUALITÄT DER DEFEKTE Während mit der Studie von Posselt die (für die damals recht neue Techno- logie erstaunlich hohe) Erfolgsquote der Restaurationen im Vordergrund ge- standen hatte, nahm man anderswo akribisch die Defektqualität in den Blick. Damit ergaben sich Erkenntnisse, die den Zusammenhang von Ober- flächendesign, Geometrie, Präparation, Adhäsion und Materialeigenschaften erhellten und den gesamten Workflow nachhaltig beeinflussen und verändern sollten. PD Dr. Andreas Bindl erhielt 2003 einen ersten Preis für seine pro- spektive Studie zum Zusammenhang von Überlebensraten und Präparations- typen bei CAD/CAM-Seitenzahnkro- nen aus Feldspatkeramik. Zahnarzt Gergo Mitov nahm 2004 eine Aner- kennung für seine „Untersuchungen des unterkritischen Risswachstums am vollkeramischen System Empress 2“ entgegen. Es ging also nicht mehr vor- wiegend darum, wie viele Restaurationen Risse aufwiesen, sondern wann sich Risse bildeten, wie sie sich verhielten und welche Kräfte sie ausgelöst haben könnten. Die Überlebenswahrscheinlichkeit von silikatkeramischen Restaurationen wird in hohem Maß von der Befesti- gung beeinflusst. Prof. Dr. Roland Frankenberger untersuchte in der prä- mierten Arbeit von 2007 den Einfluss der Adhäsivtechnik auf die Schmelz- integrität und Randqualität. Durch den adhäsiven, kraftschlüssigen Verbund Abb. 2: Messung der Krafteinleitung: Die Studie in 2001 bewies, dass substanzschonende Teilkronen geschwächte Höcker stabilisieren und die adhäsive Befestigung die Polymerisationsspannung sowie das Risiko von Schmelzrissen reduziert. Abb. 3: Erste Langzeitstudie einer jungen Technologie: 2002 analysierte Dr. Anja Posselt Keramik-Onlays und -Inlays, die mit dem Cerec 1 und dem Cerec 2 hergestellt wurden. Foto: Mehl et al. Foto: Cerec Masters DR. CAROLINE GOMMEL Arbeitsgemeinschaft für Keramik in der Zahnheilkunde e.V. Schriftführung Postfach 11 60, 76308 Malsch info@ag-keramik.de Foto: C. Gommel | 49
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