Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 110, Nr. 9, 1.5.2020, (930) DER BESONDERE FALL MIT CME Zufallsbefund nasopalatinale Zyste in der Oberkieferfront Diana Heimes, Peer W. Kämmerer Die Diagnose und Therapie periapikaler Aufhellungen ist ein zentraler Faktor in der täglichen zahnärztlichen Praxis. Insbesondere die Vielzahl möglicher zystischer Veränderungen im Kopf- Hals-Bereich stellt einen hohen Anspruch an das zahnärztliche Handeln. Hier ist die Kenntnis möglicher, auch nicht-odontogener Differenzialdiagnosen von großer Bedeutung. E in 40-jähriger Patient wurde mit radiologischem Verdacht auf das Vorliegen einer nasopalatinalen Zyste in die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universität Mainz überwiesen. Schon im Jahr 2001 war eine Zystektomie im Bereich des Oberkiefers erfolgt. Klinisch zeigte sich eine symptomlose Vorwölbung des vorderen Hartgaumens (Abbildung 1). Der Befund stellte sich als weiche, nicht druckdolente Raum- forderung mit einer tastbaren Auf- lösung der knöchernen Grundlage des Alveolarfortsatzes zwischen den avitalen Zähnen 11 und 22 unterhalb der Nase dar. Aufgrund des vorliegenden Befunds wurde eine 3-D-Röntgenaufnahme des Schädels angefertigt. In der radiolo- gischen Diagnostik (DVT) stellte sich der Befund als röntgendurchlässige, etwa vier Zentimeter messende rundliche Raumforderung zwischen dem vorde- ren Nasenboden und dem Alveolar- fortsatz der Zähne 11 bis 22 dar (Abbil- dung 2). Es zeigten sich eine komplette Auflösung der anterioren Maxilla und freistehende Zahnwurzeln der genann- ten Zähne. Aufgrund dieses Befunds wurde die Indikation zur Zystektomie gestellt. Präoperativ wurde eine Füllung der Wurzelkanäle durchgeführt. Nach mar- ginaler Eröffnung von palatinal zeigte sich der direkt submukös liegende Zystenbalg (Abbildung 3). Aus diesem entleerte sich nach Eröffnung reichlich Foto: Universitätsklinikum Mainz Abb. 1: Intraoperativer Befund nach marginaler Inzision zwischen 16 und 26: Es zeigt sich eine deutliche Vor- wölbung des Palatum durum, beginnend im Bereich der Frontzähne bis zur Mitte des Hartgaumens reichend. Haptisch ist dieser weichgeweblich und die knöcherne Struktur des Gaumens ist randständig tastbar. Abb. 2: Dreidimensionale Röntgenaufnahme des Gesichtsschädels mittels dentaler Volumentomografie (DVT): Der Befund zeigt sich in der axialen Aufnahme bis an den linken Sinus maxillaris heranreichend. Insgesamt ist dieser irregulär strukturiert, klar begrenzt und hebt sich als röntgendurch- lässige Struktur von der Umgebung ab. Aufgrund der Dichtedarstellung lässt sich eine weichgewebliche Auskleidung der knöchernen Arrosion vermuten. In der sagittalen Darstellung ist die Auflösung der knöchernen Struktur um die Zahnwurzeln ersichtlich. Diese ragen frei in den Befund hinein und zeigen eine schon beginnende Resorption. In der coronaren Schicht stellt sich eine Arrosion des knöchernen Nasenbodens ebenso wie eine Vorwölbung des weichgeweblichen Befunds in diesem Bereich dar. Foto: Universitätsklinikum Mainz 64 | ZAHNMEDIZIN

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