Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 110, Nr. 9, 1.5.2020, (938) TEILERGEBNISSE AUS DER ROUTINEDATENANALYSE DES PROJEKTS DENT@PREVENT Zahnmedizinische Inanspruchnahme und Parodontalbehandlungen bei Patienten mit chronischer Erkrankung Katja Blaschke, Peter Ihle, Stefan Listl, Ingrid Schubert Zusammenhänge zwischen Zahnerkrankungen und chronischen Krankheiten sind bekannt. Ein fachlicher Austausch zwischen den behandelnden Arztgruppen findet jedoch kaum statt. Im Rahmen des vom Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss geförderten Projekts Dent@Prevent wurden gesetzliche Krankenkassendaten hinsichtlich der zahnmedizinischen Versorgung von Patienten mit chronischen Erkrankungen untersucht. Erste Ergebnisse werden in diesem Beitrag vorgestellt. U mfangreiche empirische Evidenz weist auf einen bestehenden Zusammenhang zwischen Zahnerkrankungen (insbesondere Parodontitis) und verschiedenen weiteren chronischen Erkrankungen, wie Diabetes, koronare Herzkrankheit (KHK) und Schlaganfall, hin [Seitz et al., 2019]. Jedoch wird der gemein- samen Betrachtung des allgemeinen Gesundheitszustands und der Mund- gesundheit in Deutschland bislang nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Es gibt Hinweise, dass Zahnmediziner, hausärztlich oder anderweitig tätige Arztgruppen diese Zusammenhänge nicht ausreichend mit ihren Patienten kommunizieren und ein Austausch zwischen den Arztgruppen selten stattfindet [Elangovan et al., 2014; Holzinger et al., 2016; Sippli et al., 2017]. Es wird davon ausgegangen, dass eine intensivere intersektorale Zusammen- arbeit von Human- und Zahnmedizin zu einer verbesserten Qualität und Ressourcen-Allokation in der Versor- gung führen kann. Das vom Innova- tionsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geförderte Projekt Dent@Prevent setzt an diesem Punkt an mit dem Ziel, ein Modell für ein interdisziplinäres (zahn-)ärztliches Entscheidungsunterstützungssystem zu entwickeln [Listl, 2017]. Als erste Übersicht über die derzeitige zahn- medizinische Versorgungssituation von Versicherten mit chronischer Erkrankung wurden gesetzliche Kran- kenkassendaten (GKV-Routinedaten) ausgewertet, die für Quer- wie Längs- schnittanalysen zur Verfügung stehen und frei von Selektions- und Erinnerungs- bias sind [Schubert et al., 2008].Nach derzeitigem Kenntnisstand wurden Zusammenhänge zwischen zahnmedi- zinischen und anderen chronischen Erkrankungen mittels Routinedaten für Deutschland kaum untersucht [Blaschke et al., 2019]. Der Barmer- Zahnreport 2017 hatte bereits die Thematik aufgegriffen, in dem das Eintreten einer Zahnextraktion nach Parodontitistherapie bei Personen mit beziehungsweise ohne Diabetes betrachtet wurde. Nach multivariater Analyse zeigte sich ein höheres Risiko für eine Zahnextraktion bei Personen mit Diabetes [Rädel et al., 2017]. Nachstehend werden Teilergebnisse aus der Routinedatenanalyse des Projekts Dent@Prevent vorgestellt. Folgende versorgungsepidemiologische Aspekte werden untersucht: \ Die zahnmedizinische Inanspruchnahme, im Speziellen die Inanspruchnahme von Parodontalbehandlungen, bei Personen mit Diabetes, KHK oder Schlaganfall im Vergleich zu alters- und geschlechtsgleichen Versicherten ohne entsprechende chronische Erkrankung und \ die Inanspruchnahme von Parodontalbehandlungen vor und nach dem Auftreten einer Neuerkrankung von Diabetes, KHK beziehungsweise Schlaganfall. METHODIK Die Routinedatenanalyse basiert auf der Forschungsdatenbank des InGef, die pseudonymisierte Daten von circa sechs Millionen Versicherten aus circa 70 gesetzlichen Kranken- kassen, hauptsächlich Betriebskranken- kassen, umfasst [Andersohn et al., 2016]. Neben den Stammdaten der Versicherten (Alter, Geschlecht, Todes- datum, Mitgliedszeiten) waren fol- gende Daten relevant, die über die pseudonymisierte Versichertenidentifi- kationsnummer verknüpft wurden: ambulante ärztliche Diagnosen, Arz- neimittelverordnungen, zahnärztliche Leistungen und stationäre Daten mit KATJA BLASCHKE, M.SC . PMV forschungsgruppe, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Universität zu Köln Herderstr. 52, 50931 Köln katja.blaschke@uk-koeln.de Foto: privat 72 | ZAHNMEDIZIN

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