Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10
zm 110, Nr. 10, 16.5.2020, (1004) MKG-CHIRURGIE Management von Tätowierungen in Heberegionen mikrovaskulärer Lappen Sina Springhetti, Patrick Schöne, Jan Rustemeyer Eine typische Entnahmestelle mikrochirurgischer Transplantate ist der Unterarm. Aber was ist, wenn der Patient dort tätowiert ist: Kann man von den Standardzugangswegen abweichen? Zwei Fallbeispiele, bei denen einmal eine alternative Schnittführung möglich war, das andere Mal nicht. J eder fünfte Mensch über 14 Jahren in Deutschland ist bei insgesamt steigender Tendenz tätowiert [Borkenhagen et al., 2019]. Einige Tätowierungen beinhalten Abbilder besonderer Life-Events und haben somit in der Regel neben dem ästhetischen Anspruch auch eine emotionale Bedeutung für den Patienten. Tätowierungen stellen daher auch in wachsender Zahl Operateure vor neue Herausforderungen, da beliebte Stellen für Tätowierungen (zum Beispiel Unter- arm) mitunter auch typische Entnahmestellen mikrochirur- gischer Transplantate sind. So ist beispielsweise der Radialis- lappen als „workhorse-flap“ einer der am häufigsten ver- wendeten mikrovaskulären Lappen in der Rekonstruktion im Kopf-Hals-Bereich [Lutz et Wei, 2005]. Bei Tätowierun- gen im Bereich des Unterarms kann somit möglicherweise ein Abweichen von Standardzugangswegen notwendig werden. \ Abb. 1a: Präoperativer Situs mit Engel-Tätowierung: Die reguläre Schnittführung zur Hebung eines Radialislappens ist eingezeichnet. Die Tätowierung läge auf diese Weise vollständig im OP-Gebiet. Abb. 1b: Präoperativer Situs: Die modifizierte Schnittführung zur Schonung der Tätowierung ist eingezeichnet. FALLBEISPIEL 1: Eine 64-jährige Patientin stellte sich mit einem Plattenepithelkarzinom im Bereich des Arcus palatoglossus rechtsseitig vor. Zur Rekonstruktion nach Tumorablation war die Hebung eines Radialislappens geplant. Auf dem linken Unterarm der Patientin fand sich palmarseitig eine circa 5 cm x 8 cm große Tätowierung mit einem Engelmotiv, die bei regulärer Schnittführung inzidiert worden wäre (Abbildung 1a). Die Schnittführung wurde so modifiziert (Abbildung 1b), dass sie radialseitig um die Tätowierung herum angelegt und der Engel vollständig erhalten wurde (Abbildungen 1c und 1d). 42 | ZAHNMEDIZIN
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