Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 110, Nr. 10, 16.5.2020, (1026) MKG-CHIRURGIE Osteomyelitis nach operativer Weisheitszahnentfernung Andreas Pabst, Axel Mayer, Bernd-Günther Laskowski, Richard Werkmeister Der folgende Fall zeigt eine ausgedehnte und fulminant verlaufende Osteomyelitis des Unterkiefers nach operativer Weisheitszahnentfernung beziehungsweise infolge einer bereits vor der operativen Zahnentfernung bestehenden bakteriellen Entzündung, die innerhalb kurzer Zeit zu einer Kontinuitätsresektion des Unterkiefers führte. D ie Osteomyelitis ist eine akute beziehungsweise chronische Entzündung des Kieferknochens – der Kompakta und der Spongiosa – auf der Grundlage einer bakteriellen Infektion, die nach zahnärztlichen Behandlungen (zum Beispiel Wurzel- kanalbehandlungen, Zahnextraktio- nen), Traumata des Gesichtsschädels oder infolge bereits vorbestehender odontogener bakterieller Entzündun- gen auftreten kann. In vielen Fällen wird diese durch Staphylococcus aureus verursacht, wobei auch eine Vielzahl anderer Erreger möglich ist (zum Beispiel Staphylococcus epider- midis). Darüber hinaus kommen nahe- zu alle Keime der Mundhöhlenflora in Betracht. Während bei Erwachsenen meist von einer exogenen, lokal fortgeleiteten Infektion des Kieferknochens auszu- gehen ist, kann es bei Kindern auch zu einer endogenen, hämatogenen Infek- tion kommen. Die Osteomyelitis kann auch einer genetischen Disposition unterliegen. Im Kiefer- und Gesichts- bereich ist die Osteomyelitis über- wiegend im Unterkiefer lokalisiert, vermutlich da dieser eine kräftigere Kompakta aufweist und weniger gut vaskularisiert und damit der körper- eigenen Abwehr weniger gut zugäng- lich ist. Die akute Osteomyelitis weist häufig keine spezifischen radiologischen Zeichen auf – der Prozess der Ent- kalkung verläuft langsamer als die Progression der Entzündung. Die Erkrankung verursacht häufig starke bis sehr starke Schmerzen und geht in vielen Fällen mit einer ausgeprägten Vincent-Symptomatik einher. Begleit- erscheinungen können unter anderem Eiter aus dem Parodontalspalt oder sogenannte tanzende Zähne sein. Die Therapie ist in erster Linie konservativ, wobei neben einer adäquaten Schmerz- therapie eine häufig intravenöse, hochdosierte und breite Antibiotika- therapie angewendet wird. Die chronische Osteomyelitis kann weiterhin primär- oder sekundär- chronisch sein. Typisch ist hier unter anderem ein Wechsel symptomreicher und symptomfreier Krankheitsphasen, Abb. 1: Das DVT (koronar) zeigt die regio 038 nach operativer Entfernung des Zahnes 38 alio loco und einem noch in situ befindlichen Zahnfragment. OBERSTABSARZT DR. MED. DR. MED. DENT. ANDREAS PABST Klinik VII; Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie Bundeswehrzentralkrankenhaus Rübenacherstr. 170, 56072 Koblenz Andreas1Pabst@bundeswehr.org Foto: BWZK 64 | ZAHNMEDIZIN

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