Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 110, Nr. 10, 16.5.2020, (1039) testem Raum in ein bis zwei Zimmern zusammen. Die Eltern vergraben ihre Sorgen in Alkohol und die Kinder bleiben oft sich selbst überlassen. Um- so mehr sind wir motiviert, hier zu helfen und etwas zu bewegen, anstatt dem Lauf der Dinge vom Liegestuhl aus zuzusehen. IN DER SCHULE VERKAUFEN DIE KINDER SÜßIGKEITEN Auf dem Schulhof empfangen wir am Montagvormittag ein paar der 250 Schulkinder. Einige kommen freude- strahlend auf uns zu oder fallen den bekannten Team-Mitgliedern aus den vergangenen Jahren in die Arme. Manche Schüler verkaufen kleine Snacktüten mit Chips oder Süßig- keiten an ihre Mitschüler. Die Lehrer haben sie damit beauftragt, um so et- was Geld für die Schule aufzutreiben. Entsetzt schauen wir zu, wie dieser un- gesunde Pausensnack in den Kinder- mündern verschwindet. Das kann so nicht bleiben! Einstimmig stellen wir fest, dass wir die Ursachen für die hohe Kariogeni- tät eindämmen und ein Bewusstsein für eine gesunde Ernährung bei Leh- rern und Kindern schaffen müssen. Schließlich wollen wir, dass unsere ehrenamtliche zahnmedizinische Arbeit auch nachhaltig wirkt. Mit dem Verteilen von Zahnbürsten und Flyern zur Putzanleitung in den Townships versuchen wir, an die Eltern und Familien der Kinder heranzutreten. Auch mit den Lehrern besprechen wir am Runden Tisch, wie sich in der Schule eine gesunde Pausen- versorgung und tägliches Zähneputzen erreichen lassen können. Unsere kleine Praxis besteht aus einem großen Kirchenraum, der sowohl Rezeption, Wartebereich als auch Behandlungszimmer zugleich ist. Der Lautstärkepegel ist dementsprechend hoch. In kleinen Gruppen werden die Kinder aus den jeweiligen Schul- klassen nebenan zu uns gebracht. Das Anfärben der Plaque und das Putztraining der Prophylaxe-Assisten- tinnen stimmt die Kinder auf die zahnärztliche Behandlung ein. In den Mündern erblicke ich leider zu oft stark zerstörte kariöse Milchzähne, sofern überhaupt noch Milchzähne vorhanden sind. Unsere Priorität liegt im Erhalt der bleibenden Zähne, für alles andere gibt unser Wochenplan kaum Kapazitäten her. KILOWEISE MATERIAL – UND TROTZDEM IMPROVISIEREN Der Verein Big Smile e. V. unterstützt unser Projekt finanziell. Auf ein klei- nes Repertoire an zahnärztlichem Equipment aus den vergangenen Jah- ren und die extra aus dem Gesund- heitsministerium des Provinzkreises gelieferten mobilen Zahnarzteinheiten können wir zurückgreifen. Außerdem brachten wir kiloweise Verbrauchs- material aus Deutschland mit. Trotz- dem müssen wir viel improvisieren! Die gekrümmte Haltung während der Behandlung ist eine der vielen Herausforderungen. Der Schulhof und die Schulgebäude des Örtchens Paternoster an der Westküste Südafrikas. Die Kinder tragen Schuluniform. | 77

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