Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 110, Nr. 11, 1.6.2020, (1087) in der Praxis mit Hausmitteln aus dem Weg geschafft werden konnten. Wir haben zum Beispiel erklärt, wie man eine provisorische Krone mit etwas Zahnpasta wiederbefestigen kann. Wenn ein Problem Schmerzen verursacht hat, war allerdings weitere Diagnostik wie Röntgen in der Praxis notwendig. Die Videosprechstunde war so etwas wie eine Erste-Hilfe- Maßnahme, die aber Diagnose und Beratung vor Ort nicht ersetzen kann. Für uns hatte das den Vorteil, dass wir leichter einschätzen konnten, ob eine Behandlung sofort notwendig ist oder aufgeschoben werden kann. Man stößt damit relativ schnell an seine Grenzen. Während des Lockdowns haben wir diese Videosprechstunde als ein klares Service-Tool gesehen, um trotz der Einschränkungen für unsere Patienten da zu sein. Aber: Wenn der Patient im aktuellen Quartal nicht zu- fällig schon bei uns gewesen war, konnten wir diese Leistung nicht ab- rechnen. Es existiert dafür noch keine Position. Solange die nicht vorliegt, ist das Angebot absolut unwirtschaftlich. Jetzt können die Patienten wieder normal in die Praxis kommen. Wie laufen die Termine ab? Lea Wüsthoff: Am Eingang informiert ein Aushang die Patienten darüber, wann sie die Praxis bitte nicht betreten sollen. Etwa, wenn sie krank sind oder Kontakt zu einer infizierten Person hatten. In unseren Räumen achten wir darauf, dass sich die Patienten nicht begegnen. Vom Empfang, der mit einem Spuckschutz und einer Station für Handdesinfektion ausgestattet ist, geht es sofort ins Behandlungszimmer. Ins Wartezimmer dürfen maximal zwei Personen, mit einem Abstand von sechs Metern. Zurzeit bieten wir keine Zeitschriften und Getränke an, aber dafür einen WLAN-Code. Weitere Patienten müssen draußen warten. Wir tragen Schutzausrüstung und Visiere und haben den Smalltalk während der Behandlung eingestellt – was sonst so gar nicht unsere Art ist. Gesprochen wird nur, wenn es um zahnmedizinische Aufklärung geht. Wenn die Patienten die Praxis ver- lassen, werden nicht nur wie sonst die Behandlungsräume desinfiziert, son- dern auch Empfang, Türklinken und der Handlauf im Treppenhaus. Was sind Ihre Pläne für die kommenden Wochen und Monate? Sarah Kühn: Wir warten nicht ab. Wir rufen jeden einzelnen Patienten an und erklären, dass wir wieder normal behandeln. Bei Bedarf klären wir über Corona auf und wie wir sie schützen und dass das Risiko eines Praxisbesuchs nicht größer ist, als bei OBI an der Kasse zu stehen. Wir über- lassen es den Patienten, ob sie in die Praxis kommen möchten. Das gilt natürlich nicht für Risikopatienten mit COPD oder Herzerkrankungen. Denen raten wir, dass sie erst einmal abwarten sollen, sofern sie keine Beschwerden haben. Welche Folgen sehen Sie mittel- und langfristig für Ihre Praxis? Lea Wüsthoff: Eigentlich keine. Menschen werden immer Zahnärzte und Zahnärztinnen brauchen. Dass niemand mehr zu uns in die Praxis kommt, ist unrealistisch – und be- stätigt sich auch jetzt schon nicht. Fast alle unsere Patienten wollen einen Termin haben. Alles in allem glaube ich nicht, dass wir in zehn Jahren mit Schrecken auf Corona zurückblicken werden. Für uns geht es jetzt weiter. Wir blicken positiv in die Zukunft. \ Die Fragen stellte Susanne Theisen. Weitere Interviews zum Thema finden Sie auf zm-online.de . „Wir werden nicht mit Schrecken auf Corona zurückblicken.“ Davon sind beide Praxisinhaberinnen überzeugt. DETAILS ZUR PRAXIS \ Gründungsdatum: 1.4.2019 \ Größe: 200 qm \ Schwerpunkte: Ästhethische Zahnheilkunde, Implantologie, CEREC \ Mitarbeiter: 6 ZFA, 2 Zahnärztinnen | 29

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