Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11
zm 110, Nr. 11, 1.6.2020, (1091) Wie es der App gelingen soll, einen Nutzer, der nur durch temporäre, pseudozufällige IDs bekannt ist, mit einem spe- zifischen Testergebnis in Verbindung zu bringen, ohne die Anonymität des Nutzers der App aufzuheben, bleibt offen, schreibt heise online. Laut den vorliegenden Dokumenten soll das Robert Koch- Institut (RKI) außerdem in die Lage versetzt werden, die Parameter zur Risiko-Score-Bestimmung im laufenden Be- trieb der App einzustellen. So lasse sich steuern, wann das System einen Kontakt als gefährlich ansieht beziehungsweise wie viele App-Nutzer gewarnt werden, wenn sich eine Kon- taktperson als positiv getestet meldet. Damit die App zum Erfolg wird – Studien zufolge braucht es eine Bevölkerungsbeteiligung von etwa 60 Prozent zur epidemiologischen Wirksamkeit – hat das Bundespresseamt die Werbeagentur „Zum Goldenen Hirschen“ mit dem Design und einer Kampagne beauftragt. Während die Programmierung noch nicht abgeschlossen ist, steht das blau-rote Design einem Bericht des SPIEGEL zufolge fest. An den Slogans werde noch gefeilt. Zwei Kandidaten lauten „Diese App kann nichts, außer Leben retten“ und „Kleine App, große Wirkung“. DÄNEMARK Die dänische Regierung hat mit dem IT-Dienstleister Netcompany eine digitale Lösung entwickelt, mit der die nationalen Sperrbeschränkungen gelockert werden sollen. Diese Lösung besteht aus zwei Apps: 1. dem „COVIDmeter“, in das Benutzer Symptome eingeben können. Die Plattform ist mit dem Statens Serum Institut (SSI) verbunden, der für Infektionskrankheiten zuständigen Abteilung des dänischen Gesundheitsministeriums. Teilnehmer beantworten freiwillig einen wöchentlichen Fragebogen über ihre Gesundheit, einschließlich der Frage, ob sie auf das Virus getestet wurden oder nach ihrem Wis- sen mit ihm in Kontakt gekommen sind. Die Anmeldung ist mit einem ähnlichen Schutz wie beim Online-Banking gesichert, und alle identifizierenden Informationen stehen der SSI nur in pseudo-anonymisierter Form zur Verfügung, um einen möglichen Missbrauch zu verhindern, heißt es in einem Medienbericht. Außerdem gibt es für das Tracing der Bürger die „Mobile Proximity App“. Diese nutzt Bluetooth, um einen länger an- dauernden Kontakt mit anderen App-Benutzern innerhalb eines Radius von zwei Metern zu erkennen und Benutzer auf das Ausmaß ihres sozialen Kontakts aufmerksam zu machen. Die Gesundheitsbehörden hoffen, dass dies hilft, die Bewegung des Virus zu verfolgen, soziale Distanzierung zu überwachen und gutes Verhalten zu fördern. Die App wird aktuell landesweit eingeführt. NIEDERLANDE In den Niederlanden heißt die App „PrivateTracer“. Wie der Hersteller mitteilt, gehöre „die Gewährleistung von Privat- sphäre, Sicherheit und Ethik“ zu den angewendeten Designprinzipien. Die App ist eine Initiative der gemein- nützigen, Open-Source-, Public-Private-Partnerschaft PrivateTracer.org. Der Quellcode und die Dokumentation sind öffentlich verfügbar. Die Initiative gibt sich auf ihrer Website selbstkritisch: „Ist eine App ein wirksames Werkzeug im Kampf gegen COVID-19? Wir wissen es noch nicht. Das wollen wir mit dem PrivateTracer-Projekt herausfinden.“ Ziel sei, durch das Erstellen und Testen zu klären, „ob eine App ein effektives Werkzeug sein kann und wird, um das Virus zu reduzieren und unsere Gesellschaft weiter zu öffnen“. Die Wirkungs- weise ist Bluetooth-basiert, die Daten werden dezentral abgelegt. BELGIEN Belgien setzt auf ein Tracing-Konzept ohne App. Stattdessen gibt es Medienberichten zufolge ein Callcenter mit rund 2.000 Mitarbeitern, die sich mit COVID-19-Positiven in Verbindung setzen und Kontaktpersonen erfragen und diese benachrichtigen. Die Kontaktdaten erhalten die Callcenter- Mitarbeiter vom jeweiligen Hausarzt. Der Name der infizier- ten Person wird gegenüber den Benachrichtigten geheim- gehalten, heißt es. Die Teilnahme ist freiwillig. Besonderheit: Es genügt auch schon der dringende Verdacht des behandelnden Arztes, dass sein Patient erkrankt ist, um die Kontakt-Verfolgung auszulösen. In diesem Fall wird das Testergebnis nicht abgewartet, heißt es. Foto: AdobeStock_Kzenon Das am häufigsten verwendete App-Konzept sieht vor, dass Smartphones IDs austauschen und damit jede Begegnung einer definierten Distanz und Dauer digital anonymisiert dokumentieren. | 33
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