Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11
zm 110, Nr. 11, 1.6.2020, (1092) LUXEMBURG Auch Luxemburg setzt auf persönliches Tracing per Telefon, wie auch schon zu Beginn der Pandemie. Positiv getestete Menschen werden von der 100 Mitarbeiter umfassenden Tracing-Einheit der Gesundheitsinspektion persönlich kontaktiert. Dabei wird ermittelt, mit wem der Infizierte in den vergangenen zwei Wochen Kontakt hatte. Im zweiten Schritt werden die ermittelten Kontaktpersonen dann von den Mitarbeitern der Tracing-Einheit kontaktiert. Die Regie- rung zieht persönliches Tracing bewusst den umstrittenen Smartphone-Anwendungen vor. Es sei falsch anzunehmen, dass Tracing-Apps sicher wären, sagte Premierminister Xavier Bettel in einem Interview. Aus Datenschutzgründen steht die Regierung der Einführung einer entsprechenden Anwendung immer noch skeptisch gegenüber. FRANKREICH Die französische App „StopCovid“ hat eine Debatte über die Ethik der digitalen Überwachung ausgelöst. Und das, obwohl die Technik anstelle von GPS ausschließlich Blue- tooth-Daten erfasst und verarbeitet. Präsident Emmanuel Macron hatte darum betont, die App sei „auf freiwilliger und anonymer Basis“, die Daten würden nach der Krise vernichtet. Die Technik könne jedoch nur funktionieren, wenn die Franzosen ihr vertrauten. Ob es dazu kommt, ist offen: Erst Ende April hatten einem Medienbericht zufolge eine Vielzahl französischer Krypto- grafie- und Sicherheitsforscher einen offenen Brief unter- zeichnet, um auf die potenziellen Risiken einer Kontakt- verfolgungs-App aufmerksam zu machen. Es sei wichtig, die gesundheitlichen Vorteile einer digitalen Lösung mit Spezialisten gründlich zu analysieren, heißt es demnach. Die App ist nach Auskunft der französischen Regierung mittlerweile fertig programmiert, aktuell laufen Tests, heißt es. Wenn diese erfolgreich sind, soll in der letzten Maiwoche eine im April verschobene parlamentarische Debatte statt- finden und die App ab dem 2. Juni verfügbar sein. SCHWEIZ Die Schweizer verfügen mit der „Proximity-Tracing-App“ bereits über die nötige Technik, die auf einer dezentralen Speicherung aufbaut und auch schon in der Schweizer Armee getestet wurde. Doch bei den National- und Stände- räten gibt es zahlreiche Skeptiker, laut einer Umfrage will nur eine knappe Mehrheit der Parlamentarier die Tracing- App bei sich selbst installieren. Das Parlament hat daraufhin am 5. Mai beschlossen, dass erst eine gesetzliche Grundlage geschaffen werden müsse. Die Regierung hatte die App eigentlich so schnell wie mög- lich geplant – nun soll erst ein öffentlicher Test der App stattfinden. Die Testphase soll bald beginnen und „einige Wochen“ dauern. Einem Medienbericht zufolge ist mit der breiten Einführung der App nun frühestens im Juli zu rechnen. ÖSTERREICH Österreich gehörte mit der seit Mitte März verfügbaren und mittlerweile mehr als 400.000-mal installierten App zu den ersten Ländern in Europa, die eine Mobilanwendung zur Nachverfolgung von Corona-Infektionsketten einsetzen, berichtet heise online. Die „Stopp-Corona-App“ soll nach einiger Kritik von Datenschützern zum Vorzeigemodell für Europa werden. Dazu stellten die Macher ihren Quellcode den drei österreichischen Bürgerrechts- und Forschungs- organisationen Epicenter.works, Noyb und SBA Research zur Verfügung. Diese haben der App nach einer technischen und rechtlichen Analyse demnach ein „gutes Ausgangsniveau“ bescheinigt. Die Prüfer hielten jedoch ein „Offline-Tracking von Geräten“ etwa via Bluetooth für möglich. Eine weitere Kritik der Datenschützer: Weil beim Datenaustausch Systeme von Google und Server von Amazon zum Einsatz kommen, könnten grundsätzlich auch US-Behörden Zugriff auf die Daten haben. Bis spätestens Ende Mai sollen diese Probleme aber behoben sein, stellte der App-Hersteller in Aussicht. TSCHECHIEN In Tschechien wird die von einer Gruppe tschechischer IT- Experten unter dem Namen COVID19CZ entwickelte App gerade im Süden des Landes getestet. Nach vielversprechenden Ergebnissen sind die Behörden nun daran interessiert, das System im Rest des Landes umzusetzen, heißt es in einem Medienbericht. Die App erstellt eine Karte der Bewegungen von Infizierten. Durch die Verfolgung der Daten von Mobiltelefonen und Kartenzahlungen, die Coronavirus-Patienten in den letzten fünf Tagen getätigt haben, können die Gesundheitsbehör- den Personen identifizieren, die möglicherweise mit ihnen in Kontakt gekommen sind. Die Behörden setzen sich dann mit diesen Personen in Verbindung und unterstellen sie einer dreitägigen Qua- rantäne, bis sie auf COVID-19 getestet werden. Laut dem tschechischen stellvertretenden Gesundheitsminister Roman Prymula, dem Hauptkoordinator des Projekts, nah- men 150 Personen an der Testphase des Systems teil. Trotz der weitreichenden Eingriffe in die Privatsphäre der Bürger hat es in Bezug auf das Thema Datenschutz nur eine sehr begrenzte öffentliche Debatte gegeben. POLEN Für die Behörden in Polen entwickelte die in England ein- getragene Protego App Ltd. eine Bluetooth-basierte mobile App namens ProteGO: Diese warnt Benutzer, wenn sie mit jemandem in Kontakt gekommen sind, der positiv auf das Virus getestet wurde. Wird eine Person krank, kann sie ihren Status in der App anonym ändern. Die App benachrichtigt dann alle Benutzer, die in den vergangenen Wochen Kon- takt mit der Person hatten, zeigt mögliche Risiken auf und berät über geeignete Schritte, teilt der Hersteller mit. Die Daten werden einem Medienbericht zufolge verschlüs- selt zwei Wochen lang im Telefon gespeichert, aber nach Angaben des polnischen Digitalministeriums nirgendwohin gesendet und nicht zum Sammeln von Daten über den Standort der Benutzer verwendet. \ 34 | POLITIK
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