Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11
zm 110, Nr. 11, 1.6.2020, (1094) AEROSOLARM, MINIMALINVASIV UND EVIDENZBASIERT Zahnmedizinische Behandlung von Kindern während der COVID-19-Pandemie Ruth M. Santamaría, Julian Schmoeckel, Ahmad Al Masri, Ali Al-Ani, Mohamed Baider, Roger Basner, Flora Hashemi, Mhd Said Mourad, Annina Vielhauer, Christian H. Splieth Karies, insbesondere bei Kindern, macht auch in den Zeiten der COVID-19-Pandemie keine Pause und so finden sich Zahnärzte mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, bei den kleinsten – und oft ängstlichen – Patienten eine zahnärztliche Therapie unter erschwerten Bedingungen sicherzustellen. Im vorliegenden Beitrag werden hierzu einige Behandlungsoptionen präsentiert. D as Aufkommen von SARS-CoV-2 hat der Gesellschaft vielfältige Verhaltensänderungen in nahe- zu allen Bereichen aufgenötigt und eine Lernkurve für das Leben mit dem Virus initiiert. In der Zahnmedizin hat das zu Empfehlungen für Standardvor- gehensweisen in der Zahnarztpraxis während der COVID-19-Pandemie geführt [IDZ, 2020; BZÄK, 2020]. Diese bieten eine allgemeine Orientierung, werden allerdings kontinuierlich an neue Erkenntnisse angepasst. Auch für die Kinderzahnheilkunde ist es wichtig, einen Verdachtsfall von COVID-19 idealerweise durch telefonische Triage bereits frühzeitig zu identifizieren und insbesondere bei SARS-CoV-2-Positiven die akute Behandlungsnotwendigkeit abzuschät- zen. Die Triage-Entscheidungsfindung sollte durch geschultes Personal durch- geführt werden. Dahinter steht die Überlegung, im Hinblick auf die lokale Ausbreitung und die individuelle Patientensituation zu ermitteln, ob ein (akuter) Behandlungsbedarf existiert und in welchem Zeitraum eine zahn- medizinische Therapie erfolgen sollte. Zudem sollte zwingend abgeklärt werden, ob eine COVID-19-Infektion oder ein entsprechender Verdacht vorliegt [IDZ, 2020]. Im Allgemeinen wird nicht empfoh- len, einen Patienten mit COVID-19 in der akuten Krankheitsphase beziehungsweise in Quarantäne zu behandeln, sondern erst danach. Aus- nahmen bilden„Schmerzbehandlun- gen“. Allerdings mindern die hohen Hygienestandards und das Erschei- nungsbild der Behandler mit Schutz- anzügen und Visieren nicht selten die Akzeptanz und Kooperationsbereit- schaft bei (kleinen) Kindern, und daher ist ernsthaft zu prüfen, ob nicht eine Einnahme von Schmerzmitteln oder Antibiotika temporär ausreicht. Nur massive akute Entzündungen wie einige dentogene Abszesse und auch dentale Traumata bedingen hier oft eine Akutbehandlung. Insgesamt sind nach derzeitigem Wis- sen zahnmedizinische Maßnahmen, bei denen Tröpfchen oder Aerosole entstehen, im Hinblick auf die Über- tragung von COVID-19 kritisch zu sehen und damit zu minimieren [IDZ, 2020; Meng et al., 2020]. Leider erzeu- gen die meisten zahnärztlichen Behandlungen mit Schnellläufern oder der Multifunktionsspritze diese Aeroso- le. Daher werden in diesem Beitrag Fotos: Santamaría Abb. 1a und 1b: a: Aktive kariöse Läsionen an den Milchmolaren und -eckzähnen im Oberkiefer bei einem vierjährigen Kind ohne berichtete Schmerzsymptomatik vor der Applikation eines Silberfluoridprodukts (hier mit Riva-Star ® ), b: Eine Woche später sind diese kariösen Läsionen deutlich inaktiviert, allerdings auch erwartungs- gemäß dunkel verfärbt. 1a 1b 36 | ZAHNMEDIZIN
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