Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11
zm 110, Nr. 11, 1.6.2020, (1098) FAZIT COVID-19 ist weltweit zu einer großen Herausforderung geworden, auch für die zahnärztliche Praxis. Daher ist es selbstverständlich, während der CO- VID-19-Pandemie Empfehlungen für Standardvorgehensweisen in der Pra- xis zu berücksichtigen. Darüber hinaus sollten in der Kinderzahnheilkunde soweit wie möglich aerosolarme Maß- nahmen genutzt und zur Kariesbe- handlung evidenzbasierte, minimal- invasive Methoden in Betracht gezo- gen werden, die eine einfache Hand- habung und zugleich hohe Erfolgsra- ten aufweisen. Dazu gehören die Kariesinaktivierung mit Silberfluorid- produkten, die atraumatische restaura- tive Therapie (ART) und die Kariesbe- handlung von Milchmolaren mit der Hall-Technik (HT). Individuell sollten auf Patienten- und Zahnebene die jeweiligen Vor- und Nachteile dieser Kariesmanagement- optionen im Vergleich zu den konven- tionellen Maßnahmen abgewogen werden. \ Hinweis: Weiterführende Literatur über die „Hall-Technik“ finden Sie in einer Instruktionsdokumentation auf Englisch, die online frei verfügbar ist: https:// dentistry.dundee.ac.uk/files/3M_93C% 20HallTechGuide2191110. pdf . PROF. DR. CHRISTIAN H. SPLIETH Universitätsmedizin Greifswald, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Leiter der Abteilung für Präventive Zahnmedizin & Kinderzahnheilkunde Fleischmannstr. 42, 17475 Greifswald Foto: privat INDIKATIONSSTELLUNG FÜR VERSCHIEDENE KARIESMANAGEMENTOPTIONEN Methode Kariesinaktivierung mit Silberfluoridprodukten (SDF) Stahlkronenversorgung in der Hall-Technik (HT) Atraumatische restaurative Therapie (ART) Tab.: Indikationsstellung bei der Anwendung von Silberfluoridprodukten, der Hall-Technik und der atraumatischen restaurativen Therapie auf Zahnebene [Seifo et al., 2019; Santamaria et al., 2018; Innes et al., 2015; Dorri et al., 2017; Slayton et al., 2018; Frencken, 2017], Zusammenstellung: Santamaria Indikationen ▪ Hypersensibilität ▪ aktive (asymptomatische) kavitierte kariöse Läsionen auf jeder koronalen Fläche im Milchgebiss und von auch bleibenden Zähnen ohne Anhalt auf pulpale Beteiligung ▪ Wurzelkaries ▪ kariöse Milchmolaren ohne Anhalt auf pulpale Beteiligung insbesondere bei zwei- oder mehrflächigen kariösen Läsionen ▪ große, inaktive kariöse Defekte ▪ fehlende Höcker, frakturierte Milchmolaren ▪ Aufbau infraokklusaler Milchmolaren ▪ Zähne mit Anomalien der Zahnstruktur (zum Beispiel HSPM/MIH) ▪ einflächige (insbesondere okklusale) kariöse Läsionen Kontraindikationen ▪ Silberallergie ▪ irreversible Pulpitis ▪ Pulpanekrose, Fisteln, Abszesse ▪ apikale beziehungsweise interradikuläre Aufhellung oder pathologische Wurzel- resorption ▪ caries profunda mit dem Risiko pulpaler Komplikationen ▪ irreversible Pulpitis ▪ Pulpanekrose, Fisteln, Abszesse ▪ apikale beziehungsweise interradikuläre Aufhellung oder pathologische Wurzel- resorption ▪ ungeeignet bei großen Kavitäten ▪ keine Zugangskavität ▪ caries profunda mit dem Risiko pulpaler Komplikationen ▪ irreversible Pulpitis ▪ Pulpanekrose, Fisteln, Abszesse ▪ apikale beziehungsweise interradikuläre Aufhellung oder pathologische Wurzel- resorption ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. 40 | ZAHNMEDIZIN
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