Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 110, Nr. 11, 1.6.2020, (1106) auch bei Parodontitis und Karies vor- kommen, detektierten die Wissen- schaftler dagegen weniger häufig. Das könnte damit zusammenhängen, dass die Kost unserer Jäger-und-Sammler- Vorfahren weniger Zucker und Stärke beinhaltete. Archäologen hatten bereits häufiger festgestellt, dass Karies bei den Stein- zeitmenschen, also noch vor der Ein- führung von Ackerbau und Viehzucht in der Neusteinzeit, in geringerem Maße aufgetreten war. „Wir sollten allerdings nicht zu viel in diese einzige Datenquelle hineininterpretieren. Einen statistischen Unterschied zu den Mikrobiomen moderner Menschen können wir erst ermitteln, wenn wir ein paar Dutzend solcher Proben aus der Steinzeit ausgewertet haben“, gibt Schroeder zu bedenken. „Daran arbeiten wir derzeit.“ Neben bakterieller DNA fanden die Forscher auch vermutlich virales Gen- material, das dem Epstein-Barr-Virus zugeordnet werden könnte. Prähistorische Funde wie die in Sylt- holm bieten gute Voraussetzungen, sowohl die Zusammensetzung des natürlichen Mikrobioms als auch die Entwicklung wichtiger Krankheits- erreger zu erforschen. „Diese Funde können uns helfen zu verstehen, wie sich Krankheitserreger im Laufe der Zeit entwickelt und verbreitet haben und was sie in einer bestimmten Um- gebung besonders virulent macht. Mit diesen Informationen können wir eines Tages möglicherweise vorher- sagen, wie sich ein Krankheitserreger in Zukunft verhalten wird“, bilanziert Schroeder. \ Theis Z. T. Jensen, Jonas Niemann, Katrine Højholt Iversen, Anna K. Fotakis, Shyam Gopalakrishnan, Åshild J. Vågene, Mikkel Winther Pedersen, Mikkel-Holger S. Sinding, Martin R. Ellegaard, Morten E. Allentoft, Liam T. Lanigan, Alberto J. Taurozzi, Sofie Holtsmark Nielsen, Michael W. Dee, Martin N. Mortensen, Mads C. Christensen, Søren A. Sørensen, Matthew J. Collins, M. Thomas P. Gilbert, Martin Sikora, Simon Rasmussen, Hannes Schroeder: A 5700 year-old human genome and oral microbiome from chewed birch pitch. Nature Communications, 2019; 10 (1) DOI: 10.1038/s41467–019–13549–9 Der Beitrag ist frei zugänglich unter https://www.nature.com/articles/ s41467–019–13549–9 Bacteroidetes Alphaproteobacteria Bacteroidales Rhizobiales Flavobacteriales Fusobacteriales Burkholderiales Methylophilales Neisseriales Campylobacterales Pasteurellales Pseudomonadales Micrococcales Actinomycetales Bifidobacteriales Corynebacteriales Propionibacteriales Bacillales Lactobacillales Veillonellales Clostridiales Tissierellales Malasseziales Fusobacteria Betaproteobacteria Epsilonproteobacteria Gammaproteobacteria Actinobacteria Bacilli Clostridia Negativicutes Tissierellia Malasseziomycetes Other <1% $"" 75 %" !% " Syltholm pitch oral airways gastro- intestinal skin urogenital control $#! Zusammensetzung des Mikrobioms der Syltholm-Probe im Vergleich zu einer Kontrollprobe (control 1+2 aus dem Boden) und Metagenomprofilen gesunder menschli- cher Probanden an fünf Hauptkörperstellen aus dem HMP [Human Microbiome Project, 2012], dargestellt unter Verwendung von MEGAN6 [Huson et al., 2016]. Quelle: Hannes Schroeder, www.nature.com/arti cles/s41467–019–13549–9 Zusammensetzung des Mikrobioms der Syltholm-Probe 48 | ZAHNMEDIZIN

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=