Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 110, Nr. 11, 1.6.2020, (1122) AUS DER WISSENSCHAFT Wurzelresorption nach Zahntrauma Wurzelresorptionen sind sehr unschöne Komplikationen nach Zahntraumata, denn je nach Resorptionsart sind sie nur schwer zu beherrschen und können zum Verlust des traumatisierten Zahnes führen. Kürzlich ist ein systematisches Review erschienen, das sich dem Auftreten von Wurzelresorptionen nach unterschiedlichen Luxationstraumata widmet [Souza et al., 2020]. Z ahntraumata der bleibenden Frontzähne treten bei Kindern und Jugendlichen häufig auf [Gassner et al., 1999; Diangelis, 2012]. Meist führen sie zu Kronen- frakturen und Schädigungen des Parodontiums [Diangelis, 2012]. Weitergehende Komplikationen sind Pulpanekrosen, Wurzelkanalobliterationen und Wurzelresorptionen [Lin et al., 2016]. Dabei treten häufiger die externen als die inter- nen Wurzelresorptionen auf, denn Schäden an der Wurzel- haut sind dabei entscheidend [Trope, 2000]. Andreasen und Andreasen unterschieden bei den externen Resorptionen zwischen entzündlicher Wurzelresorption, Oberflächenresorption und Ersatzresorption („Replacement resorption“) [Andreasen F und Andreasen J, 2007]. Letztere sind mit dichtem Knochen aufgefüllte Kavitäten in der Wurzeloberfläche, die mit einer Ankylose des Zahnes ein- hergehen. Die Oberflächenresorptionen zeigen sich als flache Lakunen an der Wurzeloberfläche aufgrund von Schäden an Desmodont und Wurzelzement. Sie sind häufig nur mikroskopisch auszumachen [Tsilingaridis et al., 2012] und können bei genug verbliebener Zementoblastenaktivi- tät wieder mit Wurzelzement gefüllt werden. Die entzünd- lichen Resorptionen beginnen an der Wurzeloberfläche. Ist der Wurzelzement soweit abgebaut, das Dentintubuli frei- liegen, können Toxine aus der beim Zahntrauma infizierten Pulpa einwandern und den Resorptionsprozess stark be- schleunigen. Der Abbauprozess betrifft auch den umgeben- den Alveolarknochen. Die Wissenschaftler wollten mit dem vorliegenden Review einen Überblick darüber geben, nach welcher Verletzungsart Wurzelresorptionen gehäuft auftreten und – als sekundäres Outcome – welcher Resorptionstyp häufig auftritt (Grafik). Folgende fünf Traumatypen wurden in den zugrundeliegen- den Studien der Übersichtsarbeit betrachtet: \ Konkussion (Synonym: Kontusion; Erschütterung, Prellung des Parodontiums, Verletzung des Zahn- halteapparats ohne Lockerung oder Verlagerung des Zahnes) \ Subluxation (Lockerung, Verletzung des Zahnhalte- apparats mit Lockerung ohne Dislokation des Zahnes) \ laterale Luxation (seitliche Verlagerung, Kippung) \ Intrusion oder intrusive Luxation (Zahnverschiebung in den Alveolarknochen) \ Extrusion oder extrusive Luxation (partielle Zahn- verschiebung aus der Alveole heraus) MATERIAL UND METHODE Die Wissenschaftler bezogen 14 Studien in Ihr Review ein, in denen es um das Auftreten von verschiedenen Wurzelresorptionsarten nach den in der Grafik beschriebe- nen fünf verschiedenen Zahnverletzungsarten bleibender Zähne ging. ERGEBNISSE Die höchste Inzidenz an Wurzelresorptionen als Komplika- tion nach Trauma hatten intrudierte Zähne, gefolgt von extrudierten und in weiteren Abstufungen lateral-luxierte, dann subluxierte Zähne und schließlich die mit Konkussi- on. Der häufigste Resorptionstypus über alle Verletzungs- arten hinweg war die entzündliche Resorption, gefolgt von der Ersatz-, der Oberflächen- und schließlich der internen Resorption. DISKUSSION Die Intrusion eines Zahnes ist ein schwerwiegendes Trauma. Der Alveolarknochen wird gestaucht, Zellen des Desmo- donts werden zerstört und die neurovaskuläre Versorgung des Zahnes unterbrochen [Tsilingaridis et al., 2016]. Der Reparaturprozess ist von daher nicht komplikationslos. Eine Pulpanekrose zum Beispiel kann den Prozess einer entzünd- Foto: AdobeStock_vladdeep 64 | ZAHNMEDIZIN

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