Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11
zm 110, Nr. 11, 1.6.2020, (1137) der Flucht von ihren Eltern und Geschwistern getrennt. Einige Jungen wurden auch alleine losgeschickt, um der Einberufung zum Militär zu ent- gehen oder damit wenigstens ein Aus- erwählter der Familie eine Chance auf ein besseres Leben hat. Die meisten von ihnen haben sich alleine bis auf die griechischen Inseln durch- geschlagen. RUND 14.000 KINDER SITZEN AUF DEN INSELN FEST Auf den griechischen Inseln sitzen mo- mentan ungefähr 40.000 Menschen unter schwierigsten hygienischen Bedingungen fest, davon sind etwa 14.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, ungefähr 2.000 von ihnen komplett ohne familiäre Begleitung. Die nun in Niedersachsen eingetroffe- nen Minderjährigen wurden schon im Vorfeld vor dem Abflug eingehend medizinisch auf Infektionskrankheiten untersucht, auch auf das neuartige Coronavirus. Nach der Ankunft in Deutschland mussten sie zunächst 14 Tage in Quarantäne. Das Jugendamt des Landkreises Osnabrück stellte dafür eine schön gelegene Ferienstätte für Familien im Landkreis zur Verfügung. Das Betreuer-Team wurde kurzerhand aus freiwilligen Mitarbeitern des Jugendamtes und Mitarbeitern einiger Kitas, die sich in Kurzarbeit befanden, zusammengestellt. Als wir von der Ankunft der Flücht- lingskinder erfuhren, hatten wir sehr schnell die Idee, unsere weitreichende Erfahrung bei der zahnärztlichen Ver- sorgung von Flüchtlingen den Verant- wortlichen in Osnabrück anzubieten. Ein ementsprechendes Angebot an den Landkreis Osnabrück, ob sie einen Zahnarztbesuch wünschten, wurde vom Kreisgesundheitsamt, dem Leiter der Familienerholungsstätte und den befragten Jugendlichen so positiv auf- genommen, dass wir kurzfristig sogar an einem Sonntag anreisen durften. Frühmorgens am 26. April schon um kurz vor sieben brachen Dr. Armin Reinartz und ich begleitet von unseren Teams aus dem Rheinland nach Nie- dersachsen auf, um die Flüchtlingskin- der zu besuchen und zahnmedizinisch zu betreuen. Nach einer gründlichen Voruntersuchung wurde festgelegt, welche Behandlungen vor Ort nötig und möglich waren und welche Behandlungen in naher Zukunft erfol- gen sollten. IHR ZUHAUSE IST JETZT EINE OSNABRÜCKER FERIENSTÄTTE Mit dem mitgebrachten Equipment, unter anderem einer mobilen Einheit, konnten vor Ort einige konservierende und chirurgische Behandlungen durchgeführt werden. Hervorzuheben ist die Begeisterung der jungen Team- Mitglieder bei ihrem ersten Einsatz. Schließlich konnten 37 Kinder und Jugendliche zahnärztlich untersucht und 11 von ihnen behandelt werden. Der Dank dafür waren die strahlenden Kinderaugen und ein leckerer Mittags- imbiss in der Kantine der Jugendein- richtung. Sobald die griechischen Gesundheits- behörden wieder grünes Licht geben, wollen die Mitglieder der Foundation ihre Arbeit auf Lesbos wieder auf- nehmen. \ Dr. Alexander Schafigh HILFE FÜR LESBOS Die Health-Point-Foundation ist weiter auf der Suche nach freiwilligen Zahnärzten und zahn- medizinischem Personal, um die Arbeit auf Lesbos zu unterstützen. Hilfe wird auch als Spende sehr gerne entgegen genommen. Die Möglichkeit einer Spendenquittung ist gegeben. Health-Point-Foundation-Support-Germany e.V: apoBank IBAN: DE35 3006 0601 0007 6168 41 BIC: DAAEDEDDXXX Ansprechpartner: Dr. Alexander Schafigh und Dr. Armin Reinartz germany@healthpointfoundation.org https://www.facebook.com/ healthpointfoundationsupportgermany/ Abb. 2: Ann Christin und Dr. Alexander Schafigh bei der Versorgung eines der Kinder. Fotos: Dr. Alexander Schafigh Abb. 3: Gruppenfoto nach getaner Arbeit im Garten der Ferieneinrichtung. | 79
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