Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 110, Nr. 12, 16.6.2020, (1180) CORONA-KRISE BEGRENZT SYSTEMRELEVANT Es wird wegen der verwehrten Hilfsmaßnahmen für uns Zahnärzte viel über die Systemrelevanz unseres Berufsstandes diskutiert. Wenn wir Zahnärzte als nicht so systemrelevant wie beispielsweise das Personal einer Intensivstation angesehen werden, dann stimme ich dem zu. Ich frage mich allerdings, ob wir dann als anscheinend nicht primär relevante Fachkräfte im Gesundheitswesen 24 Stunden am Tag an 365 Tagen im Jahr zur Verfügung stehen müssen. Wenn unser aller Leistung doch gar nicht benötigt wird, dann reicht mir die Rolle des Systemrelevanten von 8 bis 18 Uhr arbeitstäglich aus. Die Politik hat ihre Meinung dazu durch die Entscheidung zum Gewähren von „Liquiditätshilfen“ und gegen die Einbeziehung in den Rettungsschirm kundgetan. Dr. Michael Wefelmeier, Münster CORONA-KRISE SICH ALS ZAHNÄRZTE NEU ERFINDEN Zum Beitrag „Corona-Krise in den Zahnarztpraxen: Warum sich nicht neu erfinden“, zm 11/2020, S. 20–22. Mit großem Interesse habe ich Ihren aufmunternden Beitrag „Warum sich nicht neu erfinden“ in der aktuellen Ausgabe gelesen. Mit Recht erwähnen Sie die große Enttäuschung, die wir alle seitens Politik erfahren mussten. Auch ich saß die ersten Wochen täglich vor den Nachrichten, in der Hoffnung „Heute, heute werden die Leistungen und die Systemrelevanz der Zahnärzte erwähnt!“. Aber dem war nicht so. Sehr begrüßenswert finde ich auch den Ansatz, in dieser schwierigen Situation nicht zu resignieren und nach Auswegen zu suchen, wenn man die Wertschätzung seitens Politik und Gesellschaft nicht erfährt. In einem Punkt aber teile ich Ihre Meinung und Empfehlung nicht und zwar, dass wir Zahnärzte jetzt beginnen sollten, unsere Patienten einzeln von unserem Hygienekonzept zu überzeugen. Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein! Dies ist nicht unsere Aufgabe, wie Sie selbst aus Ihrer eigenen Praxis und Erfahrung wissen, haben wir genug in der täglichen Praxis damit zu tun, die hohen Hygienestandards aufrechtzuerhalten und diese dem Gesetzgeber auch transparent zugänglich zu halten. Diese Botschaft ist eine berufspolitische, die die breite Masse treffen sollte und dafür sehe ich in erster Linie unsere großen Institutionen, Kammern und KZVen, in der Pflicht. Vielmehr sollten wir nach den Gründen suchen, warum wir nach Jahrzehnten immer noch nicht das Bild des „geldgierigen Porschefahrers“ loswerden. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht und mir stellen sich in diesem Zusammenhang folgende Fragen: Liegt es wohl daran, dass wir bereits während des Studiums – hoffe, dies hat sich mittlerweile zum Positiven gewendet – gelernt haben, eigenbrötlerisch und autark zu handeln? Und mit dieser Manier ins Berufsleben eingestiegen sind? Und selten den Bedarf gespürt haben, gemeinsam, als Berufsgruppe für etwas einzustehen? Oder liegt es daran, dass wir in den letzten 20 Jahren zugelassen haben, dass unsere hohe Kunst in den Medien und in der Gesell- schaft auf das „Ästhetische“ und die „Verschönerung“ reduziert und degradiert wird? Ist die Zahnmedizin nicht viel mehr als das? Gebietet das Wort „Medizin“ in unseren Namen nicht, uns wieder auf die Medizin zu konzentrieren und die hohe Relevanz der Mundgesundheit hervorzuheben? Denn sonst müssen wir der Politik recht geben, „ästhetische Korrekturen“ sind während einer Pandemie nicht systemrelevant; Zahnmedizin, Schmerzbehandlung und die Prophylaxe aber sehr wohl. Lassen Sie uns uns als Zahnärzte und als systemrelevante Mediziner neu erfinden! Asoudeh Parish, Berlin 10 | LESERFORUM

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