Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 110, Nr. 12, 16.6.2020, (1190) E in Drittel der 12-Jährigen in Deutschland hat bereits Karies im bleibenden Gebiss. Das geht aus dem neuen BARMER-Zahnreport zur Zahngesundheit bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland hervor. Bislang sei man davon ausgegangen, dass Karies in der Altersgruppe etwa jeden Fünften betrifft. Somit sei Karies bei Kindern deutlich unterschätzt worden, bilanzieren die Autoren des Reports. So sei im Jahr 2018 Karies bei 33 Prozent der 12-Jährigen, also rund 240.000 Kindern, behandelt worden. Der Zahnreport wertet allerdings aus- schließlich Abrechnungsdaten von BARMER-Versicherten aus – diese Daten könnten nur eingeschränkt für eine repräsentative Beurteilung ver- wendet werden, kritisieren BZÄK und KZBV in einer gemeinsamen Stellung- nahme. Der Unterschied zwischen den Zahlen zur Kariesfreiheit des BARMER- Reports zu den repräsentativen Studien des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) und der epidemiologischen Begleituntersuchung für Gruppen- prophylaxe der Deutschen Arbeits- gemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) – 67 Prozent gegenüber 81 Pro- zent – sei in den unterschiedlichen Stichproben begründet: bevölkerungs- repräsentativ versus ausschließlich BARMER-Versicherte. Der Anteil der Kinder, die über einen Zeitraum von sechs Jahren überhaupt keinen Kontakt zu einem Zahnarzt hatten, ist laut BARMER-Zahnreport sehr hoch. Bei den Kindern unter sechs Jahren sind es demnach sogar mehr als 15 Prozent. 720.000 KINDER WAREN NOCH NIE BEIM ZAHNARZT Von den 4,6 Millionen Kindern unter sechs Jahren sind also 720.000 nie beim Zahnarzt gewesen. Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzen- der der BARMER, schließt daraus, dass Zahnpflege nicht erst im bleibenden Gebiss beginnen dürfe, sondern schon Foto: AdobeStock_Anton Shulgin STATEMENT VON KZBV UND BZÄK Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstands der KZBV: „Gleich mehrere epidemiologische Großstudien kommen völlig unabhängig zu sehr ähnlichen Ergebnissen bei der Karies von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Wie ausgerechnet Abrechnungsdaten der BARMER für eine umschriebene Gruppe Versicherter den – vermeintlich wissenschaftlichen – Schluss zulassen, dass die Schätzung der Karieserfahrung aus diesen Routinedaten die Realität besser ab- bildet als bevölkerungsrepräsentative Untersuchungen, bleibt indes schleier- haft.“ Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vize- präsident der BZÄK: „Es wird bei den Untersuchungen von IDZ und DAJ zur Kariesverbreitung die Karieserfahrung gezählt, nicht jedoch andere Erkran- kungen beziehungsweise deren Ver- sorgungen wie Zahnverletzungen, entwicklungsbedingte und erworbene Zahnhartsubstanzdefekte – noch werden Verfahren wie die erweiterte Fissurenversiegelung berücksichtigt. Die Kritik hinsichtlich der zahlenmäßig doch schlechteren Mundgesundheit der 12-Jährigen in Deutschland kann also so nicht bestätigt werden. Geteilt wird allerdings die Auffassung, dass die Präventionsbemühungen nicht nachlassen sollten.“ BARMER-ZAHNREPORT BARMER hält Zahngesundheit der 12-Jährigen für schlecht Die Zahngesundheit bei Kindern ist in Deutschland längst nicht so gut, wie bis- lang angenommen. So lautet das Ergebnis des diesjährigen BARMER-Zahnre- ports. Für die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) sind die Daten im Report jedoch nur eingeschränkt für eine repräsentative Beurteilung verwendbar.

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