Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12
zm 110, Nr. 12, 16.6.2020, (1210) Abgesehen von den möglichen Fehler- quellen durch Software-Algorithmen und Fehlbedienung leidet die digitale Technik beim Scan großer Areale an einer technologiebedingten Fehler- quelle: Mit zunehmendem Fortschreiten des Scans über den Kieferbogen kommt es zu einem durch die Software nicht mehr kompensierbaren, stetig größer werdenden Fehler, so dass sich vor allem bei großen Kieferspannen Ab- weichungen von > 0,5 mm zeigen können [Schmidt et al., 2020]. Dies ist ein prinzipbedingter Nachteil der digitalen Abformtechnik im Vergleich zur konventionellen Abformung, da bei letzterer der Kiefer auf einmal erfasst wird und so entsprechend der Übertragungsfehler geringer ist. Abbildung 3 zeigt beispielhaft wie mit zunehmender Länge des Scanpfades beginnend beim Implantat in regio 14 über das Implantat in regio 16 bis hin zu den Implantaten 24 und 26 die dreidimensionale Fehlpositionierung der Implantate auf dem Modell konti- nuierlich ansteigt. Vor diesem Hinter- grund ist für die digitale Abformung im Zusammenhang mit Implantat- versorgungen festzuhalten, dass ein intraoraler Scan vornehmlich zur Wiedergabe einzelner oder mehrerer Implantate im selben Quadranten geeignet ist. Gerade im Hinblick auf die Möglichkeit der intraoperativen Abformung mit sterilen Scanbodies (Abbildung 4) oder der vollständigen Darstellung des Emergenzprofils (Ab- bildung 5), das mit konventionellen Abformmethoden häufig schwierig ist, ist die digitale Implantatabformung durchaus vorteilhaft und empfehlens- wert. Aufgrund der Eigenbeweglichkeit natürlicher Zähne, die im Vergleich zu Implantaten um den Faktor 5 bis 10 größer ausfällt [Parfitt, 1960], ist die beim Matching erreichte Genauig- keit bei der Reproduktion eines ganzen Kiefers bei den meisten heute verfüg- baren Systemen so hoch, dass sie für die Herstellung von herausnehmbarem Zahnersatz wie Einstückgussprothesen sowie von zahnärztlich-therapeutischen Hilfsmitteln wie Modellen, Bohr- schablonen, Schienen oder kiefer- orthopädischen Apparaturen ausreicht. Insbesondere bei der Herstellung von kieferorthopädischen Alignern ist die korrekte Darstellung des Interdental- raums zwingend erforderlich, was gerade in der Erwachsenentherapie durch weite Interdentalräume und große Unterschnitte eine Herausforde- rung darstellt. Häufig lassen sich mit Abb. 4: Klinisches Beispiel einer intraoperativen digitalen Abformung der Implantate 12 und 13 mit sterilen Scanbodies (a) und die farbige Darstellung im intraoralen Scandatensatz (b) Abb. 3: Exemplarische Darstellung der Fehlerfortpflanzung im Ganzkieferscan (blauer Pfeil) entlang des Scanpfades Implantat regio 14, über Implantat regio 16 bis hin zu den Implantaten regio 24 und 26 im Vergleich zur konventionellen Ganzkieferabformung (roter Pfeil) Quelle: Zahnärztliche Prothetik JLU Gießen Exemplarische Darstellung der Fehlerfortpflanzung im Ganzkieferscan 40 | ZAHNMEDIZIN
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