Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 110, Nr. 12, 16.6.2020, (1217) Es mag Menschen geben, die aufgrund der Zahlen denken, in Zahnarztpraxen im Osten würde weniger Geld für Hygiene ausgegeben als im Westen und daraus folgern, dass die Standards niedriger sein könnten, so Jordan. Er erklärt: „Kurz vor der Studie gab es bei allen freiwillig teilnehmenden Praxen eine Begehung der örtlichen Gesund- heitsämter. Bei der Studie haben nur Praxen mitgemacht, die diese Prüfung erfolgreich durchlaufen haben, das heißt, dass sie von der Qualität her alle gleich sind.“ DIE ANZAHL DER PATIENTEN HAT DEN STÄRKSTEN EFFEKT Den mit Abstand stärksten Effekt hat die Anzahl der behandelten Patienten einer Zahnarztpraxis, auf Platz zwei folgt die Anzahl der ZFA mit 2.404 Euro pro Mitarbeiterin. Die 227 Zahn- arztpraxen, die am Praxissurvey teil- genommen hatten, behandelten zum Beispiel im Mittel 30 Patienten am Tag und hatten durchschnittlich vier ZFA unter Vertrag. Insgesamt halten die Autoren fest, dass sehr viele verschiedene alltägliche Ab- läufe Hygienekosten in sich bergen und den Praxen dadurch erhebliche Ausgaben entstehen. „Die Hygiene-Studie soll künftig im Jahresrhythmus aktualisiert werden“, sagt Jordan. „Die Anforderung für den Studienaufbau war, dass wir regel- mäßig aktuelle Zahlen präsentieren können. Wir können künftig mit rela- tiv einfachen Mittel die aktuellen Hygiene-Kosten feststellen, die ein Zahnarzt in seiner Praxis hat. Wir haben jetzt quasi ein Monitoring. Die Bundesversammlung der Bundeszahn- ärztekammer wünschte die Studio so, dass man die Ergebnisse regionalisiert ausweisen kann. Für jedes Bundesland oder jeden Kammerbereich sollten die Werte individuell berechnet werden. Es hat sich allerdings herausgestellt, dass die Unterschiede marginal sind, da in Deutschland die Hygiene-Anforderun- gen überall gleich sind.“ Die Studie ist in drei Stufen aufgebaut: „Die jährliche Aktualisierung findet im Wesentlichen über das dritte Modul statt“, sagt Jordan. „Darin befindet sich der Faktor Gehälter. Hierfür werden die Tarifverträge für die Helferinnen zugrunde gelegt. Das Statistische Bun- desamt aktualisiert sie jedes Jahr, des- halb ist es für uns relativ leicht, die Veränderungen in unser System zu bringen. Die Gehaltsentwicklungen werden dadurch jährlich aktualisiert.“ Die Studie beinhaltet unter anderem eine Check-Tabelle für Zahnärzte. „An- hand der genannten Faktoren kann man sich seine eigene Praxis zusam- menstellen und quasi im Baukasten- system prüfen, wie hoch die eigenen Kosten sind. Der Arzt weiß dann am Ende, wie hoch die Kosten sind und kann in seiner Jahresabrechnung ab- gleichen, wo er sparen könnte“, ver- deutlicht Jordan. Alle Studienzahlen beziehen sich auf die Zeit vor der Corona-Pandemie. FAZIT: HYGIENE IST EIN GROßER KOSTENTREIBER Jatzwauk und Jordan abschließend: „Es ist ein wesentliches Ergebnis der vorge- legten Studie des IDZ, den Nachweis erbracht zu haben, dass zahlreiche Hygienemaßnahmen bei der Aufberei- tung von Medizinprodukten – bei denen übrigens bisher ein ursächlicher Zusammenhang mit Infektionsraten nicht immer nachgewiesen beziehungs- weise ein Nachweis bislang nicht ange- strebt wurde – ein großer Kostentreiber in der Zahnarztpraxis sind. Händehygiene, die Maßnahme mit dem größten nachgewiesenen Einfluss auf die Infektionsprävention, kostet demgegenüber nur wenig. Nun kann effiziente Händedesinfektion keine Mängel bei der Instrumentenaufberei- tung ausgleichen. Aber adäquat vergü- tet werden müssen sie beide.“ silv Nicolas Frenzel Baudisch: Hygienekosten in Zahnarztpraxen, Institut der Deutschen Zahnärzte, Materialienreihe Band 37, 2020 Deutscher Ärzteverlag, ISBN: 978–3–7691–0634–3 (ISBN) DAS STUDIENDESIGN \ Die Studie hatte zum Ziel, die durch Hygienemaßnahmen bedingten Kosten in deutschen Zahnarztpraxen zu bestimmen. Um die unterschiedlichen hiermit verbundenen Kostenarten adäquat zu messen, wurde ein drei- gliedriges Studiendesign eingesetzt, bestehend aus den Modulen „Zeit- aufnahmen“, „Praxissurvey“ und „Einbezug von Sekundärdaten“. Aus diesen drei verschiedenen Studien- modulen ergaben sich unterschiedliche relevante Daten, aus denen sich die vorliegenden Ergebnisse speisen. \ Die Studie verwendet Primär- und Sekundärdaten sowie Ergebnisse der Hygienekostenstudie von 2008, für die 30 Zahnarztpraxen freiwillig Fragen beantwortet hatten. Insgesamt nahmen bundesweit 227 Zahnarzt- praxen am Praxissurvey teil. \ Die Resultate sollten regionsspezifisch ausgewiesen werden. Für die Zukunft ist eine jährlich aktualisierte Zahlen- auswertung geplant. Foto: IDZ Studienautor Dr. Nicolas Frenzel Baudisch | 47

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