Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 110, Nr. 12, 16.6.2020, (1218) W echselwirkungen zwischen Arzneimitteln und der Nah- rung sind erheblich komple- xer als die bekannten Interaktionen zwischen verschiedenen Medikamen- ten [Smollich und Podlogar, 2016]. Damit ist es sehr schwierig, klinisch relevante Einflüsse vorauszusagen [Gaschott und Stein, 2003]. Die Ein- flussfaktoren beziehen sich bei den Wechselwirkungen zwischen Nahrungs- und Arzneimitteln sowohl auf den Wirkstoff als auch auf den Patienten und die Ernährung (Tabelle 1). Die Bandbreite der möglichen Interaktio- nen mit Nahrungsmitteln reicht von leichten Resorptionsverzögerungen über Wirkungsverlust bis zum Auftreten von schweren Nebenwirkungen. Während Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln relativ gut dokumentiert sind, gilt dies für Interaktionen zwischen Medikamenten und Nahrungsmitteln nur sehr eingeschränkt [Wisker, 2010]. Zudem werden potenzielle Wechsel- wirkungen zumeist nur bei gesunden jungen Patienten untersucht, obwohl aufgrund einer steigenden Polyphar- mazie gerade ältere Patienten einem deutlich erhöhten Risiko ausgesetzt sind. Immerhin leiden in Deutschland fast zwei Drittel der Menschen über 60 Jahren an mindestens einer chroni- schen Vorerkrankung [Schröder, 2020], 45 Prozent der Männer und 56 Prozent der Frauen über 65 Jahren haben Ge- sundheitsprobleme in drei und mehr Krankheitsbereichen [Moßhammer, 2016]. PHARMAKOKINETISCHE INTERAKTIONEN Diese Wechselwirkungen betreffen die Freisetzung, Resorption, Verteilung, Metabolisierung (Biotransformation) und die Elimination von Wirkstoffen. Die Zusammensetzung der Nahrung Foto: AdobeStock_kongsak Vitamin-K-haltige Nahrungsmittel wie Brokkoli können die Wirkung der Vitamin-K-Antagonisten massiv beeinflussen. ZAHNÄRZTLICHE PHARMAKOTHERAPIE Pharmakologische Interaktionen von Nahrungsmitteln und Phytotherapeutika Frank Halling Pharmakokinetische und pharmakodynamische Interaktionen zwischen Arznei- und Nahrungsmitteln werden oft unterschätzt. Phytotherapeutika und Nahrungsergänzungsmittel sind zwar als potenzielle Blutverdünner relativ unbekannt, aber für die Zahnmedizin durchaus relevant. Diese Wechsel- und Nebenwirkungen sollte der Zahnarzt kennen, um bei seiner Pharmakotherapie erfolgreich zu sein und gesundheitliche Schäden vom Patienten abzuwenden. 48 | ZAHNMEDIZIN

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