Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 110, Nr. 12, 16.6.2020, (1220) circa 150 bis 200 ml Flüssigkeit, am besten Leistungswasser, mit möglichst aufrechtem Oberkörper eingenommen werden [N. N., 1997]. Allerdings kommt es nicht selten vor, dass Patienten aus Bequemlichkeit oder Unwissenheit diese Arzneiformen nicht mit einer ausreichenden Flüssigkeitsmenge ein- nehmen. Nach Schätzungen soll dieses Problem bei etwa 20 Prozent der oralen Medikamenteneinnahmen auf- treten [Washington, 2001]. Eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr bei der Ein- nahme kann gerade bei nichtsteroidalen Antirheumatika wie Ibuprofen, aber auch bei Tetracyclinen, Penicillinen und Bisphosphonaten zu ernsthaften Ulzerationen der Ösophagusschleim- haut führen und den Wirkungseintritt verzögern [Jaspersen, 2000; Smollich und Podlogar, 2016]. Größere Flüssigkeitsmengen stimulieren nicht nur die Magenentleerung, sie führen zu einer besseren Löslichkeit vieler Pharmaka und beschleunigen die Arzneistoffresorption bei der Einnahme auf nüchternen Magen [Verspohl, 2002]. In einer klinischen Studie wurde die mittlere Serumkonzentration von Amoxicillin bei nüchternen Proban- den nach Einnahme von Amoxicillin- Kapseln mit 25 ml und mit 250 ml Wasser im Zeitverlauf gemessen [Wel- ling, 1977]. Es konnte gezeigt werden, dass die Serumkonzentrationen von Amoxicillin mit der höheren Wasser- menge zu jedem Messzeitpunkt signi- fikant über denjenigen mit geringerer Wassermenge lagen. Dies führt letzt- lich zu einem schnelleren Wirkungs- eintritt und zu einer höheren anti- bakteriellen Wirksamkeit. Generell ist Wasser als indifferente Ein- nahmeflüssigkeit unproblematisch. Keinesfalls sollten säureinstabile Anti- biotika wie Ampicillin oder Erythro- mycin mit Fruchtsäften eingenommen werden [N. N., 1997]. Eine weitere Ursache für eine vermin- derte Resorption ist die Bildung schwer resorbierbarer Komplexe aus Kalzium- ionen (zum Beispiel in Milch und Milchprodukten, in mit Kalzium ange- reicherten Fruchtsäften und einigen Kalzium-reichen Mineralwässern) mit Gyrasehemmern (zum Beispiel Ciprofloxacin) oder Tetracyclinen (Doxycyclin, Minocyclin) [Verspohl, 2002]. In der Folge verschlechtert sich die Bioverfügbarkeit und damit die antimikrobielle Wirksamkeit, bei Ciprofloxacin um circa 30 Prozent [Neuvonen, 1991]. Deshalb sollten diese Antibiotika nicht mit Mineral-, sondern stets mit Leitungswasser ein- genommen werden und der zeitliche Abstand zu Kalzium-reichen Nahrungs- mitteln sollte mindestens zwei Stunden betragen [Harder, 1997]. PHARMAKODYNAMISCHE INTERAKTIONEN Pharmakodynamische Wechselwirkun- gen sind durch eine Änderung von EINNAHMEHINWEISE FÜR ZAHNMEDIZINISCH RELEVANTE ANTIBIOTIKA UND ANALGETIKA Nüchtern-Einnahme (30 Minuten bis 1 Stunde vor oder frühestens 2 Stunden nach der Mahlzeit) Antibiotika: Ampicillin Penicillin V Cephalosporine Erythromycin Roxithromycin Tetracyclin Einnahme vor, zu oder kurz nach den Mahlzeiten Antibiotika: Amoxicillin Azithromycin Clarithromycin Metronidazol Einnahme unabhängig von den Mahlzeiten Antibiotikum: Clindamycin Tab. 2, Quelle: Frank Halling Analgetikum: Paracetamol Analgetika: Acetylsalicylsäure Diclofenac Ibuprofen Ketoprofen Naproxen Analgetikum: Metamizol EINFLUSS- UND RISIKOFAKTOREN FÜR INTERAKTIONEN ZWISCHEN NAHRUNGS- UND ARZNEIMITTELN Wirkstoff Pharmakologische Eigenschaften Galenik Indikation Dosis Medikationsdauer Wirkspiegel im Blut und im Gewebe Unerwünschte Wirkung (UAW) Tab. 1, Quelle: Frank Halling [mod. nach: Gaschott und Stein, 2003] Patient Alter Geschlecht Körperlicher Status Funktionsstatus der Organe Erkrankungen Ernährungsstatus Genussmittelkonsum (zum Beispiel Rauchen) Ernährung Art der Hauptnährstoffe Art Ballaststoffe/ Mikronährstoffe Qualität der Nahrung Diät/Nahrungskarenz Art der Zubereitung Menge der Nahrungsaufnahme Zeitlicher Abstand der Nahrungs- und Arzneimittel- aufnahme 50 | ZAHNMEDIZIN

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