Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1280) I n zehn Sekunden saubere Zähne” versprachen die Her- steller der Amabrush ® -Zahnbürste. Für viele Menschen ein verlockendes Angebot, aber kann das überhaupt funktionieren? Die Europäische Gesellschaft für Parodon- tologie empfiehlt zweimal täglich die Zähne zu putzen für mindestens zwei Minuten [Chapple et al., 2015]. Befolgt man diesen Rat und reinigt systematisch Zahn für Zahn mit den herkömmlichen elektrischen oder manuellen Zahn- bürsten [Ebel et al., 2019], stehen bei einem voll bezahnten Erwachsenen allerdings gerade einmal vier Sekunden Reinigungszeit pro Zahn zur Verfügung. Da die Amabrush ® alle Zahnoberflächen zugleich reinigt, sollten also zehn Sekunden tatsächlich ausreichen. Vor diesem Hintergrund haben wir die Effizienz der Ama- brush ® -Zahnbürste in einer randomisiert-kontrollierten Studie untersucht. In der Studie mit Cross-over-Design haben 20 parodontal gesunde Freiwillige in zwei Gruppen einmal mit der Amabrush ® und zwei Wochen später mit der Handzahnbürste (beziehungsweise umgekehrt) nach bestemWissen und Können ihre Zähne gereinigt. Besondere Mundhygieneanweisungen gab es nicht – die Nutzung sollte weitgehend die alltäglichen Bedingungen abbilden. Vorausgegangen war beide Male eine dreitägige Mundhygiene- karenz ohne Zähneputzen, Spülungen, Kaugummi und Ähnliches, um ausreichend Plaque anzusammeln. Vor und nach dem Zähneputzen wurde von einer verblindeten Untersucherin der Plaqueindex gemessen, um anschließend die Plaquereduktion zu berechnen. HANDZAHNBÜRSTE REINIGT BESSER ALS ZEHN-SEKUNDEN-ZAHNBÜRSTE Obwohl die Probanden keine speziellen Zahnputzkenntnisse hatten, entfernte die Handzahnbürste statistisch signifkant mehr Plaque als die Amabrush ® . Allerdings mit einem deutlich höheren Zeitaufwand: Im Mittel putzten die Probanden circa drei Minuten ihre Zähne. Bei keinem der Probanden wurde mit der Amabrush ® eine gleich gute oder höhere Plaquereduktion als mit der Handzahnbürste erreicht (11.37 ± 3.70% versus 31.39 ± 5.27%; p<0.0001). In einer einzigen Region war die Amabrush ® gleich effizient wie die Handzahnbürste, nämlich an den Palatinalflächen der Oberkiefermolaren. Dies lag aber nicht an der höheren Reinigungseffizienz der Amabrush®, sondern an der schlechteren Plaquereduktion mit den Handzahnbüsten in diesem Bereich. Foto: Univ.-Klinik für Zahnersatz und Zahnerhaltung, Medizinische Universität Innsbruck Abb. 1: Die Amabrush ® hat die Form eines Hufeisens, auf das man mit den Ober- und den Unterkieferzähnen beißt. Die innen und außen angebrachten Silikonzapfen oszillieren 20.000-mal pro Minute und sollen so den Biofilm entfernen. Ähnliche auf dem Online-Markt erhältliche Bürsten sind die Cartoon Blue-ray Whitening Teeth Brush ® , die Ultraschall Elektrische Zahnbürste Teeth Whitening Kit ® oder die Automatic Whitening Toothbrush ® . Den Herstellerangaben zufolge treffen die Borsten der Amabrush ® in einem 45°-Winkel auf die bukkalen und oralen Zahnoberflächen, so dass die Bürste die Bass-Technik simuliert. Im aufladbaren Handstück ist ein kleiner Nachfüllbehälter mit Zahnpasta, von dort wird automatisch ausreichend Zahnpasta für eine Putzeinheit ins Hufeisen eingespritzt. WIE GUT IST EINE ZEHN-SEKUNDEN-ZAHNBÜRSTE? Die Revolution beim Zähneputzen fällt aus Ines Kapferer-Seebacher, Dagmar Schnabl Die Idee ist faszinierend: einfach in die Zahnbürste rein- beißen, anschalten, zehn Sekunden warten und schon sind die Zähne fertig geputzt. Die Zahnpasta kommt auf Knopfdruck und die Konzentration aufs richtige Putzen darf auch entfallen. Ein Rundum-sorglos-Paket für die häusliche Mundhygiene von morgen? Wissenschaftlerin- nen der Medizinischen Universität Innsbruck haben nun die Reinigungsleistung einer dieser Bürsten getestet. 14 | ZAHNMEDIZIN
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