Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1281) Im zweiten Teil der Studie wurde die Anlagerung der oszil- lierenden Silikonborsten an die Zähne auf Gipsmodellen der Probanden untersucht (Abbildung 2). Und hier liegt womöglich auch die Ursache für die schlechte Performance der Amabrush ® : In manchen Regionen hatten die Borsten gar keinen Kontakt mit den Zähnen. Entweder kamen sie zu weit apikal auf der Gingiva zu liegen oder sie endeten 1 bis 2 Millimeter entfernt von den Zahnoberflächen oder sie bogen sich okklusal um. In der Tat war die Reinigungs- effizienz der Bürste um so höher, je mehr Silikonborsten in Kontakt mit den Zähnen waren. Fraglich ist auch, ob Silikon für die Borsten das richtige Material ist. Nylonborsten könnten die Reinigungseffizienz steigern, da sie sich geschmeidiger an die Zähne anlagern. DIE INDIVIDUELLE ANATOMIE IST DAS PROBLEM Ein Zähneputzen in zehn Sekunden erscheint durch eine gleichzeitige Reinigung aller Zähne grundsätzlich möglich. Allerdings benötigt es dazu noch einiges an Entwicklungs- arbeit, denn die Borsten müssen in allen Regionen in Kontakt mit den Zahnoberflächen stehen. Da jeder Kiefer unterschiedlich breit und lang ist und die Krümmung des Zahnbogens ebenfalls variiert, müsste sich eine besser reinigende Zehn-Sekunden-Zahnbürste selbsttätig an die individuelle Patientenanatomie anpassen können oder in- dividuell angefertigt werden – eine anspruchsvolle Heraus- forderung für die Produktentwickler. Die Hersteller der Amabrush ® sind inzwischen pleite, aber die Entwicklung geht weiter: Vor Kurzem ist die französische Y-Brush ® auf den Markt gekommen, mit schlankerem Mundstück, zwei verschiedenen Größen und Nylonborsten. \ Studie: Schnabl, D., Wiesmüller, V., Hönlinger, V. et al.: Cleansing efficacy of an auto-cleaning electronic toothbrushing device: a randomized-controlled crossover pilot study. Clin Oral Invest (2020). https://doi.org/10.1007/s00784–020–03359–5 Die Studie der Autoren ist frei zugänglich veröffentlicht unter: https://link.springer.com/article/10.1007/ s00784–020–03359–5 Foto: Univ.-Klinik für Zahnersatz und Zahnerhaltung, Medizinische Universität Innsbruck Abb. 3: In manchen Regionen hatten die Borsten gar keinen Kontakt mit den Zähnen. Entweder kamen sie zu weit apikal auf der Gingiva zu liegen oder sie endeten 1–2 Millimeter entfernt von den Zahnoberflächen oder bogen sich okklusal um. Auch stehen die Borsten meist nicht im 45°-Winkel zur Zahnoberfläche. 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Vor dem Putzen Vor dem Putzen Nach dem Putzen Nach dem Putzen Handzahnbürste Amabrush ® Bürste 42,81 % 45,30 % 33,94 % 11,42 % ** ** * Plaqueindex ( % ) Mit der Handzahnbürste wurde statistisch signifkant mehr Plaque entfernt als mit der Amabrush ® (** p <0.0001; * p<0.05). Quelle: Ines Kapferer-Seebacher Plaqueindizes vor und nach dem Zähneputzen UNIV.-PROF. DR. INES KAPFERER-SEEBACHER, MSC. Univ.-Klinik für Zahnersatz und Zahnerhaltung, Medizinische Universität Innsbruck Anichstr. 35, A-6020 Innsbruck Ines.Kapferer@i-med.ac.at Foto: Univ.-Klinik für Zahnersatz und Zahnerhaltung, Medizinische Universität Innsbruck DR. DR. DAGMAR SCHNABL Univ.-Klinik für Zahnersatz und Zahnerhaltung, Medizinische Universität Innsbruck Anichstr. 35, A-6020 Innsbruck Foto: Univ.-Klinik für Zahnersatz und Zahnerhaltung, Medizinische Universität Innsbruck | 15

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