Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

PATIENTENKOMMUNIKATION IN CORONA-ZEITEN Es gibt Masken mit sichtbarem Mundbereich Wenn Nase und Mund mit einer Maske bedeckt sind, geht ein großer Teil der Mimik verloren. Die Kommunikation verliert dadurch, man wird häufiger missverstanden. Viele Menschen irritiert das, für Hör- geschädigte und ältere Patienten bedeutet es eine starke Barriere. Tipps für die Patientenkommunikation. B ereits vor der Corona-Pandemie konnte die Verständigung beim Arztbesuch für Menschen mit Hörbehinderung problematisch sein. Mit dem Maskengebot ist die Kom- munikation insgesamt noch einmal schwieriger geworden. „Viele Hör- behinderte insbesondere Gehörlose brauchen das Mundbild zur Kommu- nikation, um Inhalte zu verstehen. Durch das Tragen von Nasen-Mund- Schutz sind weder das Ablesen noch das Erkennen der Mimik des Gesprächspartners möglich“, erläutert die Expertin für Kommunikation mit Hörbehinderten und Gehörlosen, Judit Nothdurft. EIN MNS VERHINDERT DAS LIPPENLESEN Die Mund-Nasen-Bedeckung verhin- dert das Lippenlesen und schluckt noch dazu einen Teil der Schallakustik beim Sprechen. Wenn der untere Bereich des Gesichts verborgen ist, bleibt zudem ein wesentlicher Teil der Kommunikation verschlossen. Die Mimik, die für das nonverbale Kom- munizieren eine wesentliche Rolle spielt, ist also größtenteils verdeckt. Das erleben selbst Menschen ohne Hörschädigung als Beeinträchtigung, wie eine Studie aus Bamberg jetzt zeigt (Kasten links). EXPERIMENTELLE STUDIE DER UNIVERSITÄT BAMBERG WENIGER MIMIK HEIßT MEHR GESTIK Wie Gesichtsausdrücke mit und ohne Maskenbedeckung wirken und gedeutet werden, untersuchten jetzt Psychologen der Universität Bamberg. In dem Experiment zeigte das Team um Prof. Dr. Claus-Christian Carbon den 41 Probanden die emotionalen Ausdrücke von zwölf verschiedenen Gesichtern, die sie bewerten sollten. Jedes Gesicht wurde zufällig mit sechs verschiedenen Ausdrücken dargestellt: wütend, angewidert, ängstlich, glücklich, neutral und traurig. Dabei waren die Gesichter vollständig sichtbar oder teilweise von einer Gesichtsmaske bedeckt. Insgesamt erhielt jede teilnehmende Person 144 Gesichtsstimuli. Trugen die Darsteller dabei eine Maske, beeinträchtigte das die Wahrnehmung der Probanden deutlich. Weil ihr emotionales Lesen durch die Maske gestört wurde, vertrauten sie weniger ihrer Einschätzung und zeigten typische Verwirrungsmuster. Carbon: „Die Teilnehmenden erkannten Emotionen weniger genau und vertrauten ihrer eigenen Einschätzung seltener. Spannend in diesem Zusam- menhang ist vor allem, dass es zu charakteristischen Fehlinterpretationen von einzelnen Emotionen kam.“ Beispielsweise schätzten die Teilnehmer einen deutlich angewiderten Gesichts- ausdruck mit Maske als wütend ein. Einige Emotionen – wie Glück, Trauer und Wut – bewerteten sie als neutral. „Der emotionale Zustand wurde also gar nicht mehr wahrgenommen“, schildert Carbon die Ergebnisse. Um die fehlende Mimik auszugleichen, empfiehlt der Wissenschaftler mehr auf Gesten und Körpersprache zu setzen. LL/pm Abb. 1: Dr. Marcus Striegel aus der Praxis edel & weiss in Nürnberg trägt eine Maske mit durchsichtigem Mundstück. 18 | PRAXIS

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