Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1286) Um dem entgegenzuwirken, können Zahnärzte spezielle Masken mit sicht- barem Mundbereich verwenden, so dass die Mimik sichtbar und auch das Lippenlesen wieder etwas besser mög- lich ist – vor allem bei komplexeren Aufklärungsgesprächen. Die Modelle gibt es mit herausnehmbarer Folie, der Stoff kann gewaschen und gekocht werden. Allerdings werden sie noch nicht im großen Stil, sondern von kleineren Unternehmen auf Bestellung produziert. Nach Abschluss des Be- handlungsgesprächs inklusive Klärung der Patientenfragen kann dann eine normale OP-Maske aufgesetzt werden. Eine Alternative stellt das Face Shield dar, das eine uneingeschränkte Sicht des Patienten auf das Gesicht des behandelnden Arztes erlaubt. AUCH DIE PLEXIGLASSCHEIBE IST EINE BARRIERE Auch die Plexiglasscheibe an der Re- zeption behindert durch die Zurück- haltung von Schall die akustische Kommunikation. Nothdurft rät hier zur Installation eines mobilen Ring- schleifenverstärkers (Abbildung 3) vor Ort. Ein solches Gerät überträgt das Gesprochene direkt auf das Hörgerät des Patienten beziehungsweise kann von ihm über den Hörer des Verstärkers besser verstanden werden. Das Gespräch können auch digitale Anwendungen – etwa ein Ferndolmetscher via App- Anmeldung – erleichtern, ergänzt Nothdurft, die seit 2007 Kommunika- tionsseminare für Zahnärzte, Medizi- ner und Notfallkräfte anbietet. So kann ein Gebärdensprachen-Dolmetscher im Vorfeld gebucht und von der ge- hörlosen Person angerufen werden und im Dialog mit dem behandelnden Zahnarzt übersetzen. LL In Deutschland leben 16 Millionen Menschen mit einer Hörbehinderung. Davon tragen 3,5 Millionen ein Hörgerät oder ein Cochlea-Implantat (CI). Etwa 200.000 Deutsche verständigen sich hauptsächlich über die Gebärdensprache. Das Lippenlesen ist ein wesentlicher Teil des Sprachverständnisses. Abb. 2: OP-Masken, die den Mundbereich durch eine Klarsichtfolie sichtbar lassen, helfen Patienten mit beeinträchtigtem Hörsinn. Abb. 3: Mit einem Ringschleifenverstärker kann an der Anmeldung das Gespräch direkt auf das Hörgerät übertragen werden oder, wie hier zu sehen, über den Hörer des Verstärkers besser empfangen werden. Fotos: Judit Nothdurft TIPPS FÜR DIE KOMMUNIKATION MIT MASKE \ Planen Sie für die Anamnese mehr Zeit ein. \ Sprechen Sie langsam und deutlich (Hochdeutsch). \ Formulieren Sie kurze Sätze, vermeiden Sie Fremdwörter. \ Sprechen Sie auch beim Wiederholen natürlich, nicht extra laut oder extra langsam. \ Halten Sie Blickkontakt – das Abwenden stört den Patienten beim Folgen. \ Setzen Sie unterstützend eine deutliche Mimik und Gestik ein und behalten Sie Ihre natürliche Körpersprache bei. \ Verwenden Sie zur Erklärung Grafiken und Piktogramme. \ Achten Sie auf günstige Lichtverhältnisse (nicht vor der Lampe stehen). \ Meiden Sie die Bezeichnung „taubstumm“, sie wirkt beleidigend. Besser: gehörlos oder taub. Bei gehörlosen Patienten: Masken mit durchsichtigem Mundbereich lassen den Blick auf den Mund zum Lippenlesen frei, Alternative ist ein Face Shield als komplett transparenter Gesichts- schutz. Während des Behandlungs- gesprächs empfiehlt es sich, die Maske bei einem Mindestabstand von 1,5 Metern herunterzuziehen und sie danach wieder regulär anzulegen. Technische Hilfsmittel: mobiler Ringschleifenverstärker für die Kommunikation am Empfang Ferndolmetscherdienste oder Video-Telefonie via App mit Gebärdendolmetscher Quelle: Judit Nothdurft 20 | PRAXIS

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