Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1300) INTERVIEW MIT PRAXISINHABER DR. MARKO KNAUF „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“ Die Praxis von Dr. Marko Knauf in Freiburg ist nach dem Lockdown seit Ende Mai wieder im Normalbetrieb. Die Umsatzeinbußen schätzt er auf 85 Prozent. Im Hotel nebenan herrscht immer noch Geisterstimmung. Herr Dr. Knauf, wie liefen die Wochen des Lockdowns in Ihrer Praxis ab? Dr. Marko Knauf: Als der Lockdown im März losging, haben wir schnell entschieden, nur noch begonnene Behandlungen abzuschließen und Schmerzpatienten zu versorgen. Da es zunächst keine eindeutigen Hand- lungsrichtlinien aus der Politik oder von Kammer- und KZV-Seite gab, haben einige Kollegen weitestgehend normal weiter behandelt. Für uns war aber klar, dass wir runterfahren. Wir haben alle Prophylaxetermine abgesagt und ab dem 23. März auf Notbetrieb umgestellt. In meiner Praxis arbeiten vier Behandler. Wir haben vormittags und nachmittags Schmerzzonen ein- gerichtet und diese untereinander aufgeteilt. Warum haben Sie den Betrieb so schnell reduziert? Dazu hat vor allen Dingen unsere Nähe zu Frankreich und Italien beigetragen, wo ich auch Zahnärzte kenne. Dort waren die Praxen schon zwei bis drei Wochen zu, als es bei uns erst losging. Die dortigen Kollegen konnten gar nicht glauben, dass wir noch geöffnet haben. Hinzu kommt, dass meine Pra- xis neben der Uniklinik liegt, in die ja auch einige Covid-19-Patienten aus dem Elsass verlegt wurden. Wann haben Sie wieder hochgefahren? Circa einen Monat später, als ich aus der Uniklinik hörte, dass wieder elektive Operationen stattfinden. Gleichzeitig erschien seitens der DGZMK eine aus- führliche Stellungnahme, die die Sys- temrelevanz der Zahnmedizin noch- mals hervorhob. Darin hieß es, dass eine gute Mundhygiene beziehungs- weise eine gesunde Mundhöhle als Immunbarriere in Zeiten von Covid-19 noch wichtiger sei als ohnehin schon. Das war für uns das Signal, unter Verfei- nerung unserer Sicherheitsmaßnahmen wieder notwendige Behandlungen vor- zunehmen. Die nicht zwingend not- wendigen Termine von Risikopatienten mit zum Beispiel Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen haben wir zu diesem Zeitpunkt aber dennoch abge- sagt. Ihre Region war ein Corona- Hotspot. Wie machte sich das bemerkbar? Die generelle Stimmung hier war schon anders als in vielen anderen Regionen in Deutschland, glaube ich. Das lag auch daran, dass wir die Notsituation im Elsass mit der Knappheit der Intensiv- betten so unmittelbar mitbekommen haben. Die Lage scheint auch unsere Landesregierung überfordert zu haben. Das baden-württembergische Gesund- heitsministerium hat vor Ostern quasi ein Behandlungsverbot für zahnärzt- liche Praxen ausgesprochen, weil das Ansteckungsrisikos extrem hoch sei – ohne Absprache mit den Standes- vertretern. Die Verunsicherung der Patienten hat das nochmal geschürt. Bei uns klingelte das Telefon heiß. Die Verordnung wurde ZWEI ZAHNÄRZTE BERICHTEN ... wie es wirklich in den Zahnarztpraxen aussah während des Lockdowns Die deutschen Zahnarztpraxen sind nicht alle gleich gut durch die Krise gekommen, die einen sind „mit einem blauen Auge davongekommen“ (zm 13), die anderen „hat die Krise zusammengeschweißt“ (zm 11). Aber bei allen geht es nun darum, wieder „zurück in die Spur“ zu finden, nicht zuletzt weil es finanziell dann eben irgendwann klemmt. DR. MARKO KNAUF ... ist Zahnarzt aus Freiburg/Brsg., Baden-Württemberg. Foto: Knauf 34 | PRAXIS

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