Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1301) dann aber, auch auf Betreiben der KZV hin, schnell aufgehoben, da sie zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr sinnvolll erschien. Wie ging es Ihrem Praxisteam? Gab es Fragen, Ängste – und konnten Sie die ausräumen? Anfangs herrschte bei meinen Mit- arbeitern und Mitarbeiterinnen sehr große Verunsicherung. Viele hatten Angst, dass sie Angehörige durch eine Ansteckung gefährden könnten. Wir haben dann die Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen ausgewei- tet. Ich habe dem Team vor Augen ge- führt, dass wir Zahnärzte immer auf hohem Hygiene- und Sicherheits- niveau arbeiten. Im Prinzip behandeln wir Patienten immer so, als hätten sie ein Infektionsrisiko. Wir sagen ja auch nicht, dass wir nicht mehr behandeln, weil es Hepatitis C und HIV gibt, für die wir ja auch keinen Impfstoff haben. Ich habe auch noch einmal be- tont, dass wir in der Zahnmedizin von Haus aus mit Handschuhen, Mund- schutz und Brille behandeln und somit ein sehr viel geringeres Ansteckungs- risiko haben als beispielweise ein Haus- arzt. Dieser Vergleich hat geholfen, glaube ich. Die Stimmung war im Laufe der Wochen dann eigentlich sehr positiv. Wie haben Sie die Praxis in der Zeit des Lockdowns organisiert? Um das Ansteckungsrisiko in der Praxis zu senken, haben wir Schichten eingeteilt und Teams gebildet, die sich nicht getroffen haben. Absprachen liefen bei uns via WhatsApp oder bei der Übergabe zwischen den Behandlern. Es musste viel koordiniert werden. Meine Frau als Praxismanagerin hat Praxisrundbriefe und Aushänge ver- fasst. Alle zwei bis drei Tage gab es Updates zu den Themen Infektions- geschehen und Kurzarbeit. Es war nicht ganz einfach, Arbeitsmaterialien zu bekommen. Wir haben uns zeitweise Desinfektionsmittel selber angerührt und uns Schutzmasken im Malerfach- handel besorgt. Jetzt ist wieder alles vorrätig. Wie haben Sie als Inhaber diese Wochen erlebt? Am Anfang hatte ich natürlich große Angst und Sorge, weil ich die Situation von Kollegen aus Italien vor Augen hatte, deren Praxen ja schon viele Wochen zu waren und die existenzielle Sorgen hatten. Bei uns waren dann auch alle Mitarbeiter in Kurzarbeit. Vorsorglich habe ich mich über Kredite und Soforthilfen informiert. Sechs Wochen nach dem Lockdown stellte sich dann aber Erleichterung ein, weil die Praxis sich wieder füllte. Aber natürlich wird sich die finanzielle Delle für März und April erst zeit- versetzt zeigen. Ich gehe davon aus, dass wir in dieser Zeit 85 Prozent weniger Umsatz gemacht haben als sonst. Aber ich muss dennoch sagen: Im Vergleich zu anderen Branchen wie der Gastronomie, dem Tourismus- bereich oder dem Messebau sind wir Zahnärzte und Zahnärztinnen doch mit einem blauen Auge davongekom- men. Neben unserer Praxis befindet sich ein Hotel mit 200 Betten, das normalerweise immer voll ist. Da herrscht zurzeit Geisterstimmung, wenn man durchs Foyer geht. Wie haben Sie den Kontakt zu den Patienten gehalten? Wir haben sie über unsere Hompage, Google, Instagram und Facebook über die Öffnungszeiten und Angebote in der Praxis informiert. Wir kommuni- zieren zurzeit sehr aktiv mit unseren Patienten. Das liegt daran, dass ich aus In Baden-Württemberg hatte das Gesundheitsministerium vor Ostern für Zahnarztpraxen ein Behandlungsverbot erlassen – ohne Absprache mit den Standesvertretern. Das wurde zwar dank Intervention der KZV wieder aufgehoben, aber mit der Situation mussten die Praxen erstmal umgehen. Auch Dr. Marko Knauf – hier mit seinen Kolleginnen Christin Smaczny, Dr. Katrin Baumann und Elena Yocheva. Fotos: Knauf | 35

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