Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1302) meinem Bekanntenkreis immer wieder höre: „Ich mache erst wieder einen Ter- min, wenn Corona vorbei ist.“ Ich entgegne dann, dass es nicht vorbei sein wird, dass wir auch in der Zukunft mit diesem Virus leben müssen – dass Karies oder Parodontitiserkrankungen aber nicht ohne Behandlung zu therapieren sind. Ich betone dann auch nochmal, wie hygienisch wir arbeiten und dass es wenige medizinische Berufsgruppen gibt, die ihre Patienten standardmäßig mit Handschuhen und Mundschutz behandeln. Wie ist die Lage in Ihrer Praxis jetzt? Wir sind seit Ende Mai wieder im Normal- betrieb. Wir haben die Bestellung entzerrt und achten noch etwas mehr darauf, keine Wartezeiten zu haben. Natürlich informie- ren wir Patienten vor dem Betreten der Praxis über Hinweisschilder. Aufgerufen werden sie aus verschiedenen Warte- bereichen teilweise mithilfe von Pagern wie man sie aus manchen Restaurants kennt. Sie vibrieren, wenn man dran ist. Bei den E-Mail-Erinnerungen an einen Ter- min senden wir zurzeit Corona-Infos mit. Die Behandlungen laufen zu 95 Prozent so wie vor dem Lockdown. Das stimmt mich zuversichtlich. Jetzt bleibt abzuwarten, was in den nächsten Monaten passiert. Bei zehn Millionen Menschen in Kurzarbeit wird sich erst noch zeigen, wie viele sich hochwertigen Zahnersatz leisten können. Ich hoffe, dass die Politik es schafft, den Bürgern Zuversicht zu geben und die Wirtschaft wieder anzukurbeln. \ Die Fragen stellte Susanne Theisen. In der Freiburger Praxis Knauf.Kollegen arbeitet ein Team aus 22 Mitarbeitern auf 260 Quadratmetern mit sechs Behandlungsräumen. Seit Mai 2008 ist Dr. Marko Knauf, geprüfter Experte für Implatologie, mit seinen drei Kollegen hier im Einsatz. Schwerpunkte sind Implantologie, Zahnersatz, Prothetik, Endodontie. Knauf ist im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Prävention und Rehabilitation im Spitzen- sport (DGzPRsport). Foto: Knauf INTERVIEW MIT DR. MARTIN HERLINGHAUS „ Die Systemrelevanz der Zahnmedizin ist nicht verhandelbar “ Dr. Martin Herlinghaus führt seit 35 Jahren eine Gemeinschaftspraxis mit 16 Mitarbeitern in Verden, Niedersachsen. Als die Corona-Pandemie sich ausbreitet, organisiert er den Betrieb komplett um. Mitarbeiter melden sich krank, es gibt nur noch Notfallbehandlungen, Team-Besprechungen finden im Garten statt. Der wirtschaftliche Schaden ist erheblich: Er und sein Partner arbeiten derzeit mehr, um die Einbrüche zu kompensieren. Je nachdem wie sich die Pandemie entwickelt, bedeutet dies auch eine längere Lebensarbeitszeit. Wie sah Ihr Krisenmanagement während des Lockdowns aus? Dr. Martin Herlinghaus : Ich bin relativ früh auf Corona aufmerksam geworden, hatte mir aber zunächst keine Sorgen gemacht, war aber durch den Austausch mit anderen Ärzten sensibilisiert. Am Anfang wussten wir relativ wenig. Ich habe trotzdem ver- sucht, immer offen zu kommunizie- ren, habe Studien gelesen und meinen Kenntnisstand weitergegeben. Für das Team gründeten wir eine WhatsApp- Gruppe und trafen uns ab März täglich draußen im Garten zur Besprechung. Zwei Meter Abstand waren mit allen drinnen nicht möglich. Wir entschieden uns, auf Notfall- betrieb herunterzufahren. Dafür teilten wir uns in drei Gruppen auf, die an 36 | PRAXIS

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