Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1303) verschiedenen Tagen im Einsatz waren. Die Einteilung machte zwar für den Infektionsschutz Sinn, brachte aber einen enormen organisatorischen Auf- wand mit sich: die Übergaben für Folgebehandlungen von Patienten an das nächste Team zu schreiben und zu dokumentieren, kostete Stunden. Normalerweise behandelt jeder von uns seinen Patienten von A bis Z durch. Auch die Maßstäbe des Kollegen mussten berücksichtigt werden. Jeder hat ja seine Spezifikation. Wir arbeiteten abwechselnd im Rhythmus von drei Tagen. Alles, was aufschiebbar war, haben wir nach hinten terminiert und nur noch Notfälle behandelt. So haben wir das auch an die Patienten kom- muniziert. Alle waren einverstanden. Noch heute rufen wir jeden Risiko- patienten vorher an und klären ab, wann und wie die Behandlung durch- geführt werden kann. Wir kommunizieren umfangreich über unsere Website und über Facebook, wie wir was händeln. Die Patienten sind dankbar dafür, dass wir so offen sind. Sie wissen das zu schätzen und kommen nach der Lockerung auch wieder. Dabei kommt es immer wieder zu Änderungen der Abläufe, die sich am jeweils aktuellen Kenntnisstand des Infektionsschutzes orientieren. Dass unsere Patienten dies verstehen und akzeptieren, stimmt uns positiv. Wir haben zu Beginn der Pandemie deutschlandweit mit ärztlichen Kollegen Rücksprache gehalten und gefragt: Wie macht ihr das? Alle standen ja vor der- selben Herausforderung. Denen ging es genauso wie uns: Keine offiziellen Informationen und Unsicherheit im Umgang mit der neuen Situation. Viele wollten zunächst den Betrieb runter- fahren, nicht alle haben es getan. Wir haben dann Anfang März den Praxis- betrieb bis auf Notfallbehandlungen runtergefahren, auf rund acht Prozent des Normalumsatzes. Wir versuchten, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln und alle zu schützen: die Patienten, die Mitarbeiter und uns sel- ber. Dadurch ist im Nachhinein aber ein großer wirtschaftlicher Schaden entstanden. Glücklicherweise haben wir unsere Praxis in der Vergangenheit auf solide Beine gestellt und können durch ange- sparte Rücklagen mit einem blauen Auge aus der Krise kommen, auch wenn dies zu einer Verlängerung unserer Lebensarbeitszeit führt. Es gibt aber auch Praxen, die relativ normal weiter- gearbeitet haben und deren Verluste dementsprechend vermutlich deutlich geringer ausfallen. Das belegen ja auch die veröffentlichten Zahlen der BZÄK. Die ZFA hatten durch das Kurzarbeiter- geld Einbußen. Als wir am 6. Mai wie- der hochfahren konnten, haben wir Ärzte unseren Urlaub deutlich gekürzt und arbeiten jetzt mehr Wochen- stunden, um den Mitarbeiterinnen die 1.500 Euro Corona-Pauschale aus- zubezahlen und ihren Ausfall etwas zu kompensieren. Wurde Ihnen geholfen? Wir haben schnell die 20.000 Euro Corona-Soforthilfe erhalten. Da kann ich überhaupt nicht meckern. Dem gegenüber stehen aber fast 130.000 Euro Verlust. Wie war es um Schutzmittel bestellt? Anfang März, als bereits klar war, dass da eine Ausnahmesituation auf uns zurollt, war von offizieller Seite auf- grund der Kurzfristigkeit keine konkrete Unterstützung absehbar. Wir haben uns dann selbst um die Beschaffung der Schutzausrüstung gekümmert. Als große Praxis haben wir immer genug da, um den Bedarf eines Jahres zu decken. Jetzt ist der Verbrauch natür- lich deutlich angestiegen und unser Bestand wird nicht mehr bis Jahresende reichen. Die aktuell auf dem Markt verfügbare Ware wird zu deutlich er- höhten Preisen angeboten. Geschätzt zum jetzigen Zeitpunkt sind es rund 15 bis 20 Prozent Mehrausgaben. Wie hoch sind Ihre Mehrkosten insgesamt? Die Material- und Personalkosten haben sich merklich erhöht und gleichzeitig können wir nicht mehr die Zahl an Patienten durch den Praxisbetrieb füh- ren wie vorher. Die Zeiten zwischen den einzelnen Behandlungssitzungen sind größer. Die benötigte Zeit zum DR. MARTIN HERLINGHAUS ... ist Zahnarzt aus Verden an der Aller, Niedersachsen. Foto: Dr. M. Herlinhaus Im Behandlungszimmer tragen alle Mitarbeiter neben dem MNS ein zusätzliches Gesichtsvisier. | 37
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