Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1306) DER BESONDERE FALL MIT CME Kalziumpyrophosphat-Arthropathie im Kiefergelenk Daniel G. E. Thiem, Peer W. Kämmerer Kristalline Salze lagern sich bekanntlich meist in der Gelenkflüssigkeit von Hand- und Kniegelenken ab und führen dort zu Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen. Selten können auch die Kiefergelenke betroffen sein. E ine 59-jährige Patientin stellte sich nach Überweisung durch ihren Hauszahnarzt in der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitäts- medizin Mainz mit Schmerzen im Bereich des rechten Kiefergelenks vor. Die klinische Untersuchung ergab eine geringgradige, jedoch druck- dolente Schwellung präaurikulär sowie eine schmerzbedingt eingeschränkte Mundöffnung bei einer maximalen Schneidekantendistanz von 2,5 cm. Auf Nachfrage berichtete sie von einer erstmaligen Befundwahrnehmung vor circa vier Wochen mit einer seither be- stehenden Zunahme von Schmerzen und Schwellung. Der allgemeinen Anamnese der Patientin war eine Hemikolektomie nach diagnostizier- tem Kolon-Karzinom vor zwei Jahren zu entnehmen. Die regelmäßigen Nachuntersuchungen der vergangenen zwei Jahre zeigten diesbezüglich keine Auffälligkeiten. Im Rahmen der klinischen Untersuchung zeigte sich die sonografische Darstellung des Kiefergelenks und dessen angren- zender Strukturen als unzureichend, so dass zur weiteren Diagnostik eine Kontrastmittel-gestützte MRT-Unter- suchung des Kiefergelenks eingeleitet wurde (Abbildung 1). Beim bildmorphologischen Nachweis eines mäßigen Gelenkergusses mit irregulär verdickter, vermehrt Kontrast- mittel aufnehmender Synovia, einer ventral gelegenen 2,2cm x1,3cm mes- senden, T2-hyperintensen Läsion mit tubulärer Verbindung zum Gelenk- kavum sowie einer 6mm durchmes- senden zystischen Läsion mit rand- ständigem Kontrastmittel-Enhancement im rechten Mandibulaköpfchen ergab sich der differenzialdiagnostische Ver- dacht auf eine Gicht, eine Pseudogicht oder eine Erkrankung aus dem rheu- matoiden Formenkreis. Zur genaueren Eingrenzung und Beur- teilung der Knochenstrukturen wurde allerdings eine zusätzliche CT-Unter- suchung empfohlen, die im Hinblick auf eine navigationsgestützte Proben- entnahme nach kranialem Einbringen von vier Markierungsschrauben durch- geführt wurde. Hierbei wiederum ergab sich in Korrelation mit der bereits durchgeführten MRT-Unter- suchung eine Mehrsklerosierung des Capitulums rechts mit geringen Arrosionen im apikalen Anteil und einer glatt begrenzten Zyste. Somit wurde von den radiologischen Kol- legen die Verdachtsdiagnose eines Chondrosarkoms aufgestellt (Abbil- dung 2). Abb. 1a: Magnetresonanz- tomografie in Coronarebene mit scharf begrenzter Kontrast- mittelanreicherung im Bereich des rechten Kiefergelenks Abb. 1b: Magnetresonanz- tomografie in Axialebene mit scharf begrenzter Kontrast- mittelanreicherung im Bereich des rechten Kiefergelenks 1a 1b 40 | MEDIZIN

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