Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1307) In der navigationsgestützten Proben- entnahme in der darauffolgenden Woche präsentierten sich der peri- kapituläre Kapselapparat als solide kal- zifiziert und verdickt sowie der Inhalt des Zystenkavums und die das Kiefer- gelenk umgebende Raumforderung – die soweit möglich entfernt wurde – als gallertartige Masse mit kleinen, kris- tallartigen Kalzifikationen (Abbildung 3). Die histopathologische Befundung zeigte die Charakteristika einer Kristall- arthropathie mit assoziierter Fremd- körper- und Entzündungsreaktion, pas- send zu einer Kalziumpyrophosphat- Arthropathie (Abbildung 4). Nach un- auffälligem postoperativem Verlauf konnte die Patientin entlassen werden. Im Rahmen der klinischen Unter- suchung nach zwei Wochen unter Therapie mit einem nichtsteroidalen Antirheumatikum (NSAR) war sie bei vollständig regredienter Schwellung beschwerdefrei. DISKUSSION Eine druckdolente Schwellung im Bereich des Kiefergelenks mit Ein- schränkung der Mundöffnung weist häufig – besonders bei Frauen höheren Alters – auf einen entzündlichen Pro- zess hin. Beschriebene Formen der Kiefergelenksarthritis sind neben der Gicht die rheumatoide Arthritis oder seltener eine Kalziumpyrophosphat- Arthropathie. Aufgrund der uneinheit- lichen Symptomatik von Kiefer- gelenksarthropathien sollte stets die Abgrenzung zu malignen Veränderun- gen wie etwa einem Chondrosarkom oder einem Osteosarkom erfolgen. Neben der klinischen Untersuchung, bestehend aus sorgfältiger Schmerz- anamnese, Inspektion, Palpation sowie – wenn erforderlich – einer gründ- lichen Funktionsanalyse beider Kiefer- gelenke, bedarf es zusätzlich bildgeben- der Verfahren des Kopfes beziehungs- weise der Kiefergelenke [Kobayashi et al., 2001; Kristensen et al., 2016]. Die Magnetresonanztomografie und/oder die Computertomografie sind dabei aufgrund einer besseren Struktur- beurteilung der konventionellen Röntgenuntersuchung sowie der sono- grafischen Darstellung bei der Diagnose- stellung weit überlegen und stellen so- mit den diagnostischen Goldstandard zur bildmorphologischen Beurteilung der Kiefergelenke dar [Weiss et al., 2008; Muller et al., 2009; Vates et al., 2012]. Während die Computertomo- grafie insbesondere zur Beurteilung ossärer Gelenkanteile verwendet wird, lassen sich Gelenkknorpel, -kapsel sowie Discus articularis mittels MRT besser abgrenzen und beurteilen. Im Fall unklarer Veränderungen – wie im vorliegenden Beispiel – stellt die Probe- biopsie zur histopathologischen Beur- teilung und Diagnosesicherung den klinischen Goldstandard dar. Die Kristallarthropathie ist eine Ge- lenkerkrankung, die durch Ablagerung von Kristallen im Bereich der Synovia gekennzeichnet ist. Je nach Kristallart (der chemischen Zusammensetzung) wird zwischen der Kalziumpyro- phosphat-Arthropathie und der durch Abb. 2a: Computertomografie in Coronarebene mit scharf begrenzter Osteolyse im rechten Kapitulum sowie allgemeiner Sklerosierung des rechten Collum mandibulae Abb. 2b: Computertomografie in Axialebene mit scharf begrenzter Osteolyse im rechten Kapitulum sowie allgemeiner Sklerosierung des rechten Collum mandibulae Abb. 2c: Computertomografie in Sagittalebene mit scharf begrenzter Osteolyse im rechten Kapitulum sowie allgemeiner Sklerosierung des rechten Collum mandibulae DR. DR. DANIEL G. E. THIEM Weiterbildungsassistent Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat CME AUF ZM-ONLINE Kalziumpyrophosphat- Arthropathie Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie 2 CME- Punkte der BZÄK/ DGZMK. 2a 2b 2c | 41
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