Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1309) nungsbild uneinheitlich und wie die begleitende klinische Symptomatik vor allem unspezifisch [Meng et al., 2011; Bae et al., 2017]. Während sich intra- und periartikuläre Verkalkungen gut mittels CT darstellen lassen, erfordert die Beurteilung der angrenzenden, oft neoplastisch an- mutenden, aufgetriebenen, weich- gewebigen und knorpeligen Strukturen eine ergänzende MRT-Untersuchung [Aoyama et al., 2000; Koitschev et al., 2003]. Mögliche, nur schwer abzugren- zende neoplastische Differenzial- diagnosen sind dabei das Osteochon- drom, das Chondrosarkom oder das Chondroblastom [Loro und Bjørnland, 2020]. Wie im Fallbeispiel ist das – wenn auch seltene – Vorkommen kapitulär lokalisierter synovialer Zysten beschrieben [Maribo et al., 2019]. Synovialzysten sind echte synovial-ausgekleidete Zysten, die aus einer verlagerten oder exponierten Synovialschleimhaut ent- stehen und mit dem Gelenkkavum kommunizieren. Als Ursache vermutet man dabei eine primär traumatische oder postentzündliche Genese mit der Entstehung eines erhöhten intraartiku- lären Drucks [Vera-Sirera et al., 2013]. Da eine abschließende Bewertung der CPDD auf Basis radiologischer Daten nicht möglich ist, sollte die Diagnose- stellung mittels histopathologischer Befundsicherung erfolgen. Wegweisend für die CPDD ist dabei der histologische Nachweis von Kalziumpyrophosphat- Kristallen. Aufgrund der unterschied- lich progredienten Verlaufsformen be- darf es verschiedener therapeutischer Ansätze. Zur Symptomkontrolle wird daher bei moderater Ausprägung die Gabe nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR), Colchicin sowie die intra- artikuläre oder systemische Glukokor- tikoidgabe empfohlen [Koitschev et al., 2003; Announ und Guerne, 2007; Andrés et al., 2018]. Hingegen sollte bei fortgeschrittener Knochen- und Weichteilbeteiligung die chirurgische Entfernung der kalzifiziert-kristallinen Masse sowie des destruierten Knochen- und Weichgewebes zur Linderung der Beschwerden und Wiederherstellung der Funktion erfolgen [Meng et al., 2011; Kwon et al., 2018]. \ Abb. 3c: Intraoperativer Gelenksitus rechts über präaurikulären Zugang mit Darstellung des kapitulär lokalisierten und eröffneten Zystenkavums und randständig sichtbarem, gallertartigem Zysteninhalt Alle Fotos: Kämmerer Abb. 4: Histologisches Bild H.E.-Färbung mit Kristalldarstellung (blaue Pfeilmarkierung) ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Die Kalziumpyrophosphat-Arthro- pathie zählt – wie die Gicht – zur Gruppe der Kristallarthropathien. Durch die intraartikuläre Ablagerung von Kalziumpyrophosphat-Kristallen kann es im weiteren Krankheits- verlauf über eine initiale Synovialitis zur Arthritis kommen. \ Die Kalziumpyrophosphat-Arthro- pathie des Kiefergelenks manifestiert sich fast ausschließlich unilateral und stellt eine Rarität dar, sollte jedoch bei unklaren Kiefergelenksbeschwerden in Betracht gezogen werden. \ Klinisch treten beim Befall des Kiefergelenks am häufigsten Schmerzen, aber auch präaurikuläre Schwellungen, funktionelle Ein- schränkungen der Gelenkbewegung, Gelenkgeräusche und/oder eine Hörminderung auf. \ Radiologisch kann die Abgrenzung zu malignen Prozessen aufgrund der Manifestation von Pseudotumoren er- schwert sein und bedarf somit einer histopathologischen Abklärung. Die definitive Diagnosestellung erfolgt letztendlich durch den mikro- skopischen Nachweis von Kalzium- pyrophosphat-Kristallen. \ Für die Therapie moderater Ausprä- gungen wird eine symptomatische Behandlung durch die Gabe nicht- steroidaler Antirheumatika oder von Glukokortikoiden angeraten. Bei progredienten Krankheitsverläufen hingegen sollten die kristalline Masse und das destruierte Gewebe zur Linderung der Beschwerden und zur Wiederherstellung der Funktion chirurgisch entfernt werden. 3c 4a 4b
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