Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1313) Keratoakanthom Das Keratoakanthom ist klinisch recht typisch durch sein symmetrisches, halbkugeliges, schnelles Wachstum mit zentralem Hornpfopf (Abbildung 11). Es nimmt in der Regel einen gutartigen Verlauf und kann sich sogar ohne The- rapie spontan wieder zurückbilden. Die klinische und histologische Abgrenzung zum Karzinom ist aber so unsicher, dass es wie ein Plattenepithelkarzinom durch Exzision mit Sicherheitsabstand behan- delt werden soll. Bei größeren Kerato- akanthomen können intraläsionale Therapien mit Methotrexat und/oder die systemische Gabe des Vitamin-A- Analogons Acitrecin zu einer Rückbil- dung und besseren Operabilität führen. Lippenkarzinome Auch das Lippenkarzinom entsteht auf dem Boden einer Vorläuferläsion, der aktinischen Cheilititis (Abbildung 12), mit folgenden Symptomen: \ Atrophie der Lippenhaut mit Schupppung \ rissige, brennende Lippen, fehlende Besserung durch Lippen- pflegeprodukte \ Hornkrusten und Blutungen Die aktinische Cheilitis kann im frühen Stadium durch eine photodynamische Therapie behandelt werden; im fort- geschrittenen Stadium soll sie durch eine Vermilionektomie und plastische Korrektur durch Vorrotation der Lippeninnenhaut durch Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen exzidiert werden (Abbildung 13). Kleine Lippen- karzinome können durch Keilexzision aufgrund der Dehnbarkeit der Lippen gut behandelt werden, erst größere Läsionen erfordern aufwendigere Lappenplastiken. Tumore des Lippenweiß werden zu den Hautkarzinomen gerechnet, wo- gegen Tumoren des Lippenrots den Mundhöhlenkarzinomen zuzurechnen sind, was respektive auch für ihr Ver- halten gilt. Mundhöhlenkarzinome haben im Vergleich zu Hautkarzino- men eine höhere Metastasierungsrate von 40 Prozent bei Erstdiagnose- stellung, wobei bis zu 20 Prozent der Metastasen okkult sind, das heißt bei Erstdiagnose nicht durch Palpation oder Bildgebung, sondern nur durch die histopathologische Aufarbeitung eines Präparats einer elektiven Neck- Dissection entdeckt werden [Wolff et al., 2012]. SCHWARZER HAUTKREBS Mit der Lentigo maligna besteht auch für das Melanom in sonnenexponier- ten Hautregionen eine Vorläuferläsion. Bei dieser Läsion liegen die atypischen Melanozyten an der dermoepiderma- len Grenze, während sie beim Lentigo- maligna-Melanom in die Tiefe vor- dringen. Die Therapie ist die Exzision mit Sicherheitsabstand (Abbildungen 14 bis 16). Das maligne Melanom tritt im Unter- schied zum hellen Hautkrebs nicht vorwiegend an Kopf und Hals auf, was nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) in Deutschland nur zu 17 Pro- zent bei Männern und zu 12 Prozent bei Frauen der Fall ist [RKI, 2020b]. Das maligne Melanom steht mit etwa 23.000 Neuerkrankungsfällen pro Jahr in Deutschland an neunter Stelle der Krebshäufigkeit bei Männern und an siebter Stelle bei Frauen. Es ist der Hauttumor mit der höchsten Metastasierungsrate und ist für etwa 3.000 Sterbefälle und für mehr als 90 Prozent aller Sterbefälle an Haut- tumoren in Deutschland verantwort- lich [Grabe et al., 2020]. Gemessen an den Todesraten steht das maligne Melanom weltweit an 18. Stelle der Krebsarten, in Deutschland für Frauen an 19. und für Männer an 15. Stelle [RKI, 2020c]. Man unterscheidet je nach Wachstumsmuster das super- fiziell spreitende Melanom (SSM), das noduläre Melanom (NM), das Lentigo- maligna-Melanom (LMM) und das akrallentiginöse Melanom (ALM). Abb. 10: Platten- epithelkarzinom der Haut, wie es bei Nichtbeachtung aus Läsionen wie in Abbildung 9 entstehen kann Foto: Sammlung Univ. Kiel, MKG Chirurgie, Dir. Prof. Dr. Dr. J. Wiltfang Abb. 11: Das Kerato- akanthom ist histologisch ein gut differenziertes Plattenepithelkarzinom und sollte klinisch wie ein solches behandelt werden. Klinisch ist das halbkugelförnige Wachstum mit zentralem Hornpfropf kennzeich- nend. Es kommen Spontanremissionen vor. | 47
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