Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1314) Melanome können aber unter ande- rem auch intraoral, sinunasal, am Au- ge und anorektal auftreten. Die Inzidenz hat sich seit den 1970er- Jahren verfünffacht. Die UV-Strahlung ist der wichtigste Risikofaktor, vor allem wiederkehrende Sonnenbrände. Weitere Risikofaktoren sind die Zahl von Pigmentmalen (Leberflecken), gerade sehr große und dysplastische. Jedes neu aufgetretene Pigmentmal ist melanomverdächtig. Bei bestehenden Nävi ist bei der klinischen Einschät- zung der Dignität die ABCDE-Regel hilfreich: \ Asymmetrie \ Begrenzung unregelmäßig \ Colorit uneinheitlich = Polychromasie \ Durchmesser > 5 mm \ Erhabenheit über das Hautniveau Die klinische Inspektion wird häufig durch die Dermatoskopie, eine Auflicht- mikroskopie der Haut unter Ölimmer- sion ergänzt [Blum et al., 2018]. Im Zweifelsfall ist eine Exzisionsbiopsie eines Nävus mit histologischer Unter- suchung durchzuführen (Abbildung 17). ANDERE KREBSARTEN IM GESICHT Unter den seltenen Hauttumoren ist das Merkelzellkarzinom hervorzuheben, das infektiös durch das Merkelzell- Polyomavirus (MCPyV) und durch chronische UV-Lichtexposition ver- ursacht wird [Terheyden et al., 2019]. Es tritt bei alten Patienten als schnell wachsender violetter und nicht ulze- rierter Knoten in der Unterhaut auf. Die Prognose ist größenabhängig schlecht und liegt bei mehr als 2 cm Durchmesser bei etwa 50 bis 60 Pro- zent Überleben, bei Lymphknoten- metastasen zwischen 42 und 52 Pro- zent, und bei Fernmetastasen zwischen 17 und 18 Prozent [Becker et al., 2018]. HAUTKREBSPROPHYLAXE Während die Inzidenz für den melano- tischen und den nichtmelanotischen Hautkrebs in den vergangenen Deka- den wahrscheinlich durch verändertes Freizeitverhalten stark gestiegen ist, ist die Mortalität beim Melanom konstant geblieben und beim nichtmelanotischen Hautkrebs sogar gesunken. Dies wird vorwiegend auf die Vorverlegung des Diagnosezeitpunkts durch Aufklärungs- kampagnen bei den Patienten und auf die Fortbildung bei Ärzten zurückge- führt. Die Aufnahme des Hautkrebs- Screenings in den GKV-Leistungs- katalog (2008) wird daran einen bedeutsamen Anteil haben, wenn auch die Effekte mangels flächendeckender Inanspruchnahme und Dokumentation noch nicht eindeutig statistisch nach- gewiesen werden können [Hübner et al., 2018]. Der wichtigste vermeidbare Risikofaktor für Hautkrebs ist die ultraviolette (UV) Bestrahlung. UVA-Strahlung dringt tief in die Haut ein und erzeugt durch Absorption in Sterolen (zum Beispiel Cholesterin in Zellwänden) und ande- ren photosensibilisierenden Molekülen Abb. 12: Aktinische Cheilitis mit Schuppung, Lippenhautatrophie, Borkenbildung, Rissigkeit und Blutung: Dies ist die Präkanzerose des Lippenkarzinoms. Abb. 13: a: Übergang einer aktinischen Cheilitis in ein frühes Lippenkarzinom, erkennbar an der Ulzeration, den erhabenen Rändern und der tastbaren Krebshärte; b: Planung der Keilresektion der Unterlippe mit Z-Plastik zur Vermeidung einer narbigen Einziehung des Lippenrandes; c: Austausch der Z-Läppchen; d: unauffälliges Narbenbild bei Resektionen bis ein Drittel der Lippenlänge a b c d 48 | MEDIZIN

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