Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1316) reaktive Sauerstoffradikale [Albro et al., 1997], die eine Degeneration des sub- kutanen Bindegewebes und eine vor- zeitige Hautalterung bewirken. UVB- Strahlung wirkt in oberflächlicheren Hautschichten, ist aber energiereicher als UVA und kann in den Keratinozyten nichtcodierende RNA-Moleküle spalten. Diese stimulieren die Keratinozyten zur Ausschüttung von Tumornekrosefaktor- alpha und Interleukin-6. Diese Zytokine lösen die Entzündung des Sonnen- brands aus [Bernard et al., 2012]. Durch den Deutschen Wetterdienst kann man kostenlos im Internet für jeden Tag in Deutschland mit 16 km Ortsauflösung eine Vorhersage des UV- Index beziehen, die satellitengestützt auch die UV-Minderung durch Aerosole, Partikel und die Ozonschicht einrechnet [Deutscher Wetterdienst, 2020] (Abbil- dung 18). Obwohl sich die Ozonloch- problematik über den Polen gebessert hat, nimmt die Dicke der schützenden Ozonschicht im übrigen bewohnten Teil der Erde weiter ab [Ball et al., 2018]. Mögliche Ursachen lassen sich besten- falls partiell verorten – beispielsweise wurde eine illegale FCKW(Fluorchlor- kohlenwasserstoff)-Quelle in Fernost entdeckt [Merlot, 2020] auch zuneh- mende Raketenabgase in der Hoch- atmosphäre könnten relevant sein [wetterdienst.de, 2020]. Zum UV-Schutz laufen zahlreiche Aufklärungskampagnen, unter ande- rem über die gesetzliche Unfall- versicherung, koordiniert durch die Nationale Versorgungskonferenz Hautkrebs [NVKH, 2020]. Die NVKH wurde entsprechend der Vorgaben des Nationalen Krebsplans [Bundes- ministerium für Gesundheit, 2008] ge- gründet, um durch Zusammenarbeit mit allen relevanten Akteuren und Partnern die Früherkennung und Ver- sorgung bei Hautkrebs zu verbessern. Man stellte in aktuellen Studiendaten aus Deutschland beispielsweise fest, dass immer noch mehr als 50 Prozent der Kinder im Schuleintrittsalter unzureichend gegen UV-Strahlung geschützt waren [Klostermann et al., 2014]. Beim UV-Schutz ist in absteigender Folge dem physikalischen Schutz (Kleidung, Sonnensegel), mineral- haltigen Schutzcremes (Titandioxid, Zinkoxid) und Schutzcremes mit chemischen UV-Filtern (zum Beispiel Octylmethoxicinnamat) der Vorzug zu geben. Letzteren Substanzen, die auch Kosmetika zur Haltbarmachung zugesetzt werden, wird beispielsweise eine hormonelle Nebenwirkung als endokriner Disruptor nachgesagt. Sie können zu genitalen Entwicklungs- störungen (zum Beispiel Hypospadie) führen, werden in Teilen kutan re- sorbiert und finden sich auch in der Muttermilch bei Stillenden wieder [Schlumpf et al., 2004]. Beim Sonnenschutz ist allerdings das richtige Maß entscheidend. Die Vi- tamin-D-Defizienz durch zu starken Sonnenschutz und ständiges Auftragen von Cremes mit hohem Lichtschutz- faktor, durch die Tageslichtvermeidung der modernen Arbeitswelt und den städtischen Lebensstil wird mittlerweile als pandemisch bezeichnet. Der Vita- min-D-Mangel kann insbesondere für stärker pigmentierte Personen in den nördlichen Breiten schwere gesund- Abb. 14: Diese neu aufgetretene pigmentierte Läsion der Nasenspitze lag noch intraepithelial als Lentigo maligna, wie sich nach der pathohistologischen Aufarbeitung herausstellte. Abb. 15: Diese fleckige, unscharf begrenzte Läsion erfüllte einige Kriterien der ABCDE-Regel und war bereits ein invasives Lentigo-maligna-Melanom mit 0,3 mm Tumordicke. Abb. 16: Dieser erhabene, fleckige, dunkle und polyzyklisch begrenzte Nävus ist melanom- verdächtig. Es war ein superfiziell spreitendes malignes Melanom von 2,0 mm Tumordicke. Bei der hinteren Läsion handelt es sich um eine harmlose seborrhoische Keratose. PD DR. MED. PATRICK TERHEYDEN Stellvertretender Direktor, Oberarzt Dermato-Onkologie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie (Hautklinik) Ratzeburger Allee 160, Haus B9, 23538 Lübeck Foto: privat 50 | MEDIZIN

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=