Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1317) heitliche Folgen haben und einen Sub- stitutionsbedarf auslösen [Cashman, 2016]. Man diskutiert, dass durch zu starken Sonnenschutz und den konse- kutiven Vitamin-D-Mangel mehr Krebs entsteht als an Hautkrebs vermieden wird [Schlumpf et al., 2014]. In Nord- europa waren die Wintermonate schon immer so sonnenarm, dass die UVB-Strahlendosis kaum ausreichte, um das lebenswichtige Vitamin D zu bilden. Aus diesem Grund hat sich in Nordeuropa ein hellhäutiger Hauttyp durchgesetzt, der diesen Nachteil durch erhöhte Strahlendurchlässigkeit der Haut und schwache Pigmentierung evolutionär ausgleichen konnte. Man differenziert vier Hauttypen nach Fitzpatrick für Europäer I–IV, die später noch um die dunkleren Hautkolorite V–VI erweitert wurden [Fitzpatrick, 1988]. Die Hauttypen unterscheiden sich durch ihre Strahlungstoleranz, ge- messen an der Erythemschwelle bei Mittagssonne bei UV-Index 8. Typ-I- Haut bräunt nicht und hat ein hohes Sonnenbrand- und Hautkrebsrisiko, während die Typ-IV-Haut schnell und dunkel wird, selten Sonnenbrand entwickelt und ein geringeres Haut- krebsrisiko hat. Ob Solarien ein kausaler Faktor für kutane maligne Melanome sind, konnte wissenschaftlich bisher nicht klar nachgewiesen werden [Reichrath et al., 2020]. Nach Informationen der Deutschen Krebsgesellschaft sind etwa fünf Prozent der Melanome in Europa statistisch durch Solarien verursacht. Die in Solarien ausschließlich verwen- dete UVA-Strahlung schützt nicht vor Sonnenbrand durch die natürliche Sonnenstrahlung (Unwirksamkeit des Vorbräunens vor dem Urlaub) und erzeugt auch kein Vitamin D. Der Besuch eines Solariums vor dem 35. Lebensjahr geht mit einer Steige- rung des Melanomrisikos von 87 Prozent einher [Deutsche Krebsgesell- schaft, 2020]. Seit 2009 ist Minder- jährigen in Deutschland der Besuch von Solarien zu kosmetischen Zwecken untersagt. UV-Strahlung aus natürlichen und künstlichen Quellen wird von der WHO genauso wie Alkohol, Rauchen und Asbest als karzinogen eingestuft [World Health Organisation, 2020]. Weil Solarien häufig von Jüngeren zur Steigerung der Attraktivität besucht werden, versucht eine Initiative des Nationalen Centrums für Tumor- erkrankungen (NCT) Heidelberg mit- tels einer Smartphone-App („Sunface“) die Strahlenschäden durch UV-Licht in Selfie-Fotos durch digitales Fotoaging zur Abschreckung zu visualisieren [Brinker et al., 2017]. Diese und viele weitere Aufklärungskampagnen in den vergangenen Dekaden haben offen- sichtlich viel bewirken können, denn die Nutzung von Solarien ist nach Be- fragungen seit 2001 fast um den Faktor 10 zurückgegangen [Augustin et al., 2019]. THERAPIE DES HAUTKREBSES Die aktinische Keratose besonders bei flächigem Auftreten als Feldkanzerose ist zunächst eine Domäne der nicht- invasiven Therapien wie topischen Präparationen von Diclofenac/Hyalu- ronsäure, Fluoruracil oder Imiquimod, der photodynamischen Therapien und ansonsten einer guten Beobachtung und eines konsequenten UV-Licht- schutzes. Für sehr kleine, oberflächliche nichtmelanotische Tumoren stehen gering invasive Verfahren wie Kürettage und Kryochirurgie zur Verfügung. Klei- nere Läsionen werden in der Regel beim Hautarzt behandelt, der Patienten mit größeren Tumoren oder Rezidiven in anspruchsvollen Regionen wie dem Gesicht an chirurgisch spezialisierte Institutionen überweist. Die wichtigste Therapie der etablierten Hautkrebsläsion ist die vollständige chirurgische Exzision. Die Sicherheits- abstände für Basalzellkarzinome mit histologisch niedrigem Rezidivrisiko Abb. 17: a: Ein Pigmentmal dieser Größe sollte entfernt werden, obwohl es homogen und symmetrisch war und keinen Aspekt der ABCDE-Regel erfüllte; b: Planung der Defekt- deckung durch Stufenplastik; c: postoperative Ansicht; d: unauffälliges Narbenbild a b c d | 51
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