Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1318) im Gesicht liegen bei 3 bis 5 mm, für ein histologisch hohes Rezidivrisiko bei mehr als 5 mm mit lückenloser histologischer Schnittrandkontrolle (Abbildung 19). Die vollständige histo- logische Schnittrandkontrolle hilft, die Exzision eines Hauttumors nur auf die tumortragenden Hautanteile zu begrenzen und damit unnötige Ver- stümmelungen zu vermeiden. Wenn der Gesundheitszustand der Patienten eine Operation zulässt, kann meistens im Gesicht die onkologisch kurativ er- forderliche Radikalität eingehalten werden, weil Defekte und Funktions- einschränkungen im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich durch plastisch rekonstruktive Maßnahmen und Gesichtsepithesen gut behandelbar sind. Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgen sowie HNO-Ärzte können unter anderem zu diesem Zweck in Deutschland die Zusatzbezeichnung „plastische Operationen“ erwerben. Für inoperable, lokal fortgeschrittene Basalzellkarzinome wurden mit Vismo- degib und Sonidegib in Europa zwei Inhibitoren des Hedgehog Pathways zugelassen. Diese Medikamente wer- den oral eingenommen und erreichten in einer Metaanalyse zur Therapie von lokal fortgeschrittenen Basalzell- karzinomen Ansprechraten von 64,7 Prozent und Heilungsraten von 31 Pro- zent [Jacobsen et al., 2016]. Für das Plattenepithelkarzinom der Haut wird in der deutschen Leitlinie kein eindeutiger Sicherheitsabstand an- gegeben, wohl aber eine histologische Schnittrandkontrolle vor dem end- gültigen Wundverschluss gefordert. Klinisch arbeitet man in der Regel mit 1 cm Sicherheitsabstand. Bei malignen Melanomen wird in der Leitlinie ein Sicherheitsabstand von 1 cm für frühe Stadien und 2 cm für höhere Tumor- stadien empfohlen. Als Wächter- lymphknoten (Sentinel) wird die erste Filterstation im Lymphabflussgebiet eines Tumors bezeichnet, die durch Radionuklidinjektion oder Farbstoff- injektion in den Tumor markiert wer- den kann. Die Indikation zur Wächter- lymphknotenbiopsie besteht bei malignen Melanomen ab 1 mm Tumordicke und soll beim Merkelzell- karzinom regelhaft durchgeführt wer- den. Bei Hautkarzinomen soll eine Lymphadenektomie nur bei klinisch manifester Metastase erfolgen. Die Rezidivfreiheit liegt bei Basalzell- karzinomen mit niedrigem Risiko an- nähernd bei 100 Prozent, während in der Hochrisikogruppe 4,4 Prozent mit histo- grafischer Kontrolle und 12,2 Prozent Rezidive ohne histografische Kontrolle gemessen wurden [van Loo et al., 2014]. Bei Melanomen hängt die Prognose vom AJCC-Tumorstadium ab. Das Sta- dium IA bezeichnet eine Tumordicke nach Breslow unter 1 mm, hier beträgt das 5-Jahres-Überleben annähernd 100 Prozent. Das Stadium III umfasst jede Tumordicke, Befall der Lymphknoten, keine Fernmetastasen und hat in Deutschland ein 5-Jahres-Überleben von 72 Prozent für Frauen und 62 Prozent für Männer. Im Stadium IV liegen bei Diagnosestellung bereits Metastasen in anderen Organen des Körpers vor, hier liegt das 5-Jahres- Überleben bei 23 Prozent für Frauen und 15 Prozent für Männer [Gesell- schaft der epidemiologischen Krebs- register, 2020]. In Deutschland wurde aktuell ein erster Trend für einen Rückgang der Mortalität durch das Melanom gezeigt – eine mögliche Erklärung sind die er- folgreichen neuen Systemtherapien [Hübner et al., 2019]. Für das letzt- genannte Stadium IV, das inoperabel Abb. 18: Die hier abgebildete Karte des deutschen Wetterdienstes zeigt den UV-Index für Deutschland für den 26. April 2020. Der UV-Index ist eine dimensionslose Zahl für die sonnenbrandwirksame solare Bestrahlungsstärke in der Mittagssonne. Die Werte von 5 bis 6 für weite Teile Deutschlands sind für die Jahreszeit ungewöhnlich hoch. Hierfür war einerseits das Hoch Odilo, aber auch der Lockdown der Coronakrise verant- wortlich, der durch reduzierten Flugverkehr (fehlende Kondensstreifen) und durch weniger ozonerzeugende Emissionen (Verbrennungs- motoren) eine klarere, UV-durchlässigere Atmosphäre erzeugte. Bei UV-Index 8 hat der Hauttyp 1 eine Eigenschutzzeit von 3 Minuten, Hauttyp IV von 40 Minuten. Der Lichtschutz- faktor einer Sonnencreme gibt an, wieviel mal länger als die Eigenschutzzeit man sich in der Sonne aufhalten kann, ohne eine Hautrötung zu bekommen (minimale Erythemdosis). ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 52 | MEDIZIN
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