Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1330) NEUE S3-LEITLINIE Zahnbehandlungsangst bei Erwachsenen Knapp zwei Drittel aller Deutschen haben Angst vor der Zahnbehandlung. In den meisten Fällen können solche Ängste durch eine gute Patientenkommunikation aufgefangen werden und die Behandlung wird nicht oder nur wenig beeinträchtigt. Es gibt jedoch auch starke Zahnbehandlungsängste, die eine adäquate zahnmedizinische Versorgung erheblich erschweren. Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kiefer- heilkunde (DGZMK) hat mit dem Arbeitskreis Psychologie und Psychosomatik (AKPP) eine S3-Leitlinie zur Zahnbehandlungsangst bei Erwachsenen veröffentlicht. A ngst ist eine Reaktion des Orga- nismus auf die Wahrnehmung einer tatsächlichen oder ver- meintlichen Bedrohungssituation. Das teils sehr intensive Gefühl soll den Organismus vor Schaden warnen und setzt Vermeidungsstrategien in Gang. Im Kontext der Zahnbehandlung wirkt Angst in den meisten Fällen zunächst einmal durchaus funktional, beispiels- weise dann, wenn die Gefahr der Schmerzvermeidung zumWunsch nach Anästhesie führt. Angst wird jedoch dann dysfunktional und krankheits- wertig, wenn sie zur Vermeidung der Zahnbehandlung an sich führt und damit die zahnmedizinische Versor- gung verhindert – häufig mit der Folge schwer und irreversibel geschädigter Gebisse. Die nun vorgelegte Leitlinie befasst sich mit der Epidemiologie, Diagnostik und Therapie der Zahnbehandlungs- angst mit Krankheitswert. Ziel ist die zahnmedizinische Betreuung und Versorgung von Patienten, die unter einer solcher Zahnbehandlungsangst leiden, zu verbessern helfen. Zahnbehandlungsangst mit Krankheits- wert ist demnach eine interventions- bedürftige Störung und wird in der Leitlinie „als intensive Gefühlsreaktion auf Elemente der zahnärztlichen Behandlungssituation definiert, die für den Betroffenen Leiden verursacht und die angesichts der tatsächlichen Gefahren in der Situation übertrieben erscheint. Sie äußert sich nicht nur durch Gefühle von Angst, Bedrohung und Unbehagen, sondern führt auch zu kognitiven Verzerrungen bei der Foto: AdobeStock_Elnur 64 | ZAHNMEDIZIN

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