Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1338) DR. GEORG BAYER IM PORTRÄT Der Implantologe, der auch Bäcker ist Nicht jeder findet auf Anhieb seinen Traumberuf. Dr. Georg Bayer aus Landsberg am Lech wollte Jurist werden, lernte dann aber dem Vater zuliebe Bäcker. Zahnschmerzen zu Weihnachten ließen ihn noch einmal umdenken: Er studierte Zahnmedizin und ließ sich als Implantologe nieder. I mplantate-Schorsch“ nennen ihn die Kollegen liebevoll. Was nur wenige wissen: Er könnte jederzeit eine Nacht- schicht einlegen und im Familienbetrieb im ober- pfälzischen Kemnath-Stadt Brezen und Kuchen backen – Dr. Georg Bayer ist nämlich Bäckergeselle, wahrscheinlich der einzige in Deutschland mit Doktortitel. Sein Traumberuf war es nicht, aber der des Vaters für den ältesten Sohn, der der Tradition wegen die Bäckerei übernehmen sollte. Bayer erlernte also den aus der Sicht des Vaters „ordentlichen“ Beruf des Bäckers. Die Familien-Bäckerei übernahm dann der jüngere Bruder, heute sind alle glücklich. Mit seinem Vater hatte Bayer einen Deal: Der Direktor der Realschule hatte ihm empfohlen, den „Buam“ aufs Gymnasium zu schicken. Dafür musste er innerhalb eines Jahres Französisch lernen und parallel zum Gymnasium die Bäckerlehre absolvieren. Hätte er das nicht geschafft, hätte er den Familienbetrieb übernehmen müssen. Grund- sätzlich nicht schlimm, aber er wollte lieber Jura studieren. Bis er eines Tages zu Weihnachten Zahnschmerzen bekam und der Mann seiner Cousine, ein Zahnarzt in Würzburg, ihn davon befreite. Der Zahn war weg, ein neuer Berufs- wunsch geboren. Bayer: „Ich habe drei Tage lang in der Pra- xis einfach zugeschaut und war fasziniert von der Direkt- heit, vom Patienten-Kontakt, und in welch kurzer Zeit man einen Menschen von seinen Schmerzen befreien und helfen kann.“ Für den Vater indes war das eher ein Horror-Beruf, er konnte nicht nachvollziehen, warum sein Sohn ausgerechnet die Mundprobleme Fremder lösen wollte. Das Blut, die Gerüche – um wie viel schöner ist’s doch in einer Backstube! Jahre später hat der Sohn den Vater dann doch noch überzeugt, dass die Berufswahl gut war: „Er war mein erster Patient, ich habe ihm im zahnlosen Unterkiefer vier Implantate gesetzt. Nachdem er sich jahrelang mit Haftcreme herumgeärgert hatte, konnte er mit seiner Prothese wieder wunderbar essen“, erzählt Bayer. Studiert hat er an der FU Berlin: Eines Tages stand er mit einem Köfferchen am Busbahnhof, vor sich die Großstadt. „Ich komme aus einer kleinen Stadt mit 3.000 Ein- wohnern“, erinnert er sich, „die meisten meiner Studien- kollegen waren Zahnarztkinder oder Zahntechniker, während ich keine Ahnung von Zahnmedizin hatte. Mit be- sonderem Grauen denke ich heute noch an das Gipszahn- schnitzen.“ Die Kommilitonen waren hilfsbereit: „Wir haben regelmäßig Semestertreffen und reden von den guten alten Zeiten.“ Bayer schloss das Studium 1977 mit einer glatten Eins ab. Anschließend arbeitete er in Berlin, Bayreuth und Tutzing. In Würzburg promovierte er 1978 an der Julius- Maximilians-Universität. IMPLANTOLOGEN WAREN DAMALS ECHTE EXOTEN 1979 hatte er den ersten Kontakt zur Implantologie und war von Anfang an fasziniert. Die Anfänge der Technik waren holprig: „Von zehn Implantaten sind sind fünf miss- lungen. Die Patienten hatten Schmerzen, die Implantate waren nicht wie heute aus Titan, sondern aus Stahllegierun- gen. Begonnen habe ich als Assistent bei Dr. Hartmann in Tutzing.“ Anders als heute war das Standing der Implanto- logen innerhalb der Kollegenschaft eher niedrig angesiedelt: Foto: zm-silv Implantologe Dr. Georg Bayer alias „Implantate-Schorsch“ 72 | PRAXIS

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