Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1344) DENTISTS ON BIKES 2 Zahnärzte, 2 Motorräder, 14.000 km Rudolf Lenz, Jana Schutte Mitte Januar brechen wir vom Kap der Guten Hoffnung auf, um einen Lebenstraum zu verwirklichen: Mit zwei Motorrädern starten wir eine dreieinhalbmonatige Rundreise durch elf afrikanische Länder. Dabei wollen wir in Schulen, Waisenhäusern und anderen Einrichtungen halten, um Mundhygieneunterricht und Reihenuntersuchungen durchzu führen, und Ende April wieder in Frankfurt landen. Doch es kommt anders. D ie Satteltaschen sind prall gefüllt mit Ersatzteilen, Campingaus- rüstung und zahnärztlichem Equipment für kleinere Behandlungen und Untersuchungen. Der Kontakt zu den Prophylaxeklassen entsteht meist spontan, indem wir auf den Schulhof knattern und die neugierig johlenden Kids nach dem Direktor fragen. Fast immer lässt sich im Handumdrehen ein Unterricht vor zwei bis drei Klassen gleichzeitig arrangieren. Um einen echten Lerneffekt zu erzielen, kaufen wir im Vorfeld Zahnbürsten, die wir nach einer kurzen Vorstellung ver- teilen, um dann gemeinsam die sys- tematische Zahnpflege einzuüben. Im Anschluss bieten wir den Teilnehmern an, einen Blick in ihre Mundhöhle zu werfen, und empfehlen bei Bedarf, Behandlungen oder gezielte Verbesse- rungen der Mundhygiene. Wir hoffen, bei den Lehrern und Kin- dern das Bewusstsein für die Wichtig- keit ihrer Zahngesundheit zu wecken und einen fruchtbringenden Samen zu legen. Ob dieser Samen aufgeht, werden wir in den meisten Fällen nie erfahren. Einige Lehrer schicken zu unserer Freude jedoch weiterhin Nach- richten und Fotos mit Segenswünschen und schwärmen von unserem Besuch. Unser reichhaltiger Lohn sind das Leuchten in den Augen, das strahlende Lächeln und die vielen Kinderhände, die sich durchs Gedränge schieben, um uns zaghaft zu berühren. Wie sich weiße Haut anfühle, wollen sie wissen. Der Besuch bei Ndunda, früherer Fuß- ballnationalspieler Kenias, der von Anbeginn unserer Reise sehr daran interessiert ist, dass wir in seine Heimat kommen, wird zu einem der intensivs- ten und beeindruckendsten Erlebnisse unserer Expedition. Die unglaubliche Enge im ältesten und größten Slum von Nairobi zu spüren, die extremen Lebensumstände, kontrastiert durch die Fröhlichkeit der Bewohner, beein- drucken uns nachhaltig. Er hatte uns im Vorfeld nur eine Google-Standort- anzeige ohne Adressangabe geschickt. 24 STUNDEN IM GRÖßTEN SLUM VON NAIROBI Und da stehen wir nun mit unseren Bikes in der Mittagsglut, mitten drin im Mathare-Slum. Sofort sammelt sich eine Traube Menschen um uns. Ohne Einladung wären wir niemals in eine so zwielichtige Ecke gefahren. Als wir Ndunda in diesem Labyrinth finden, ist die Erleichtung groß. Unter großem Jubel geleitet uns die Menge zu seinem Pause am Fluss in Westtansania Mit Ndunda im Mathare Slum, Nairobi Zahnputzunterricht in Malawi DR. JANA SCHUTTE Praxis J&S Leipzig Ratsfreischulstr. 8, 04109 Leipzig info@janaschutte.de Foto: privat 78 | GESELLSCHAFT
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