Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

Dennoch – es brauchte doch auch ein passendes politisches Klima, in dem das Konzept umgesetzt werden konnte ... Auf jeden Fall. Die Einführung des neuen Systems war nach meiner Auffassung nur unter dieser rot-grünen Regierung möglich. Mit der SPD – damals ja noch große Volkspartei – in der Opposition wäre das nicht möglich gewesen, denn sie hätte sich sicher mit den Gewerk- schaften solidarisiert, die zu Beginn mas- siv gegen die Festzuschüsse agitierten. Und ab dann ging alles wie von selbst? Mitnichten! Die ersten 12 bis 15 Mo- nate nach Einführung des FZ-Systems waren harte Zeiten. Zahntechniker und STERN mobilisierten die öffent- liche Meinung und schürten die Kontra- Stimmung. So lud mich das ZDF zum kritischen Interview ins Morgenmaga- zin ein. Wir vom Vorstand mussten fürchten, dass die Politik wieder – wie weiland Horst Seehofer – die Reißleine zieht. Doch hier zolle ich Ulla Schmidt großen Respekt und Dank. Zusammen mit ihr hatte ich eine große Leser- Telefonaktion bei BILD, wo sie das neue System vehement verteidigte. Das hat mich schon beeindruckt. Also ein großes Plus bei den Festzuschüssen. Verlief es in Ihrer Amtszeit im Bereich Parodontologie auch so reibungslos? Leider habe ich in meiner ersten Amts- zeit nicht alles geschafft, was ich mir vorgenommen habe. In meiner Amts- zeit sind wir in der Paro nicht weiter gekommen. Wir haben zwar zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie und der BZÄK 2010 ein Konzeptpapier entwickelt, dem aber die KZBV-Vertreterversammlung aus mehreren Gründen die Gefolgschaft verweigerte. Beim zweiten Anlauf mit denselben Partnern und eigentlich den über- wiegend identischen, nur am aktuellen wissenschaftlichen Stand aufgefrisch- ten Inhalten ist es jetzt ja endlich als Position der Zahnärzteschaft in einer Entscheidungsphase beim Ge- meinsamen Bundesausschuss (G-BA) angekommen. Und die überfällige Abschaffung der strengen Budgetierung ist mir in mei- ner Zeit als KZBV-Vorsitzender auch nicht gelungen, das schaffte erst mein Nachfolger, der jetzige Vorsitzende Dr. Wolfgang Eßer. Apropos Nachfolge: Nach neun Jahren Amtszeit als KZBV- Vorsitzender erfolgte Ihre Wahl zum Stellvertretenden Vorsitzenden. Was waren die Hintergründe? Das war eine Absprache unter uns Vor- ständen zu Beginn der zweiten Amts- periode. Es gab seinerzeit auch Spannun- gen im Vorstand, gleichwohl sollten wir – das war der überwiegende Wunsch aus der Vertreterversammlung – als Team weitermachen. So einigten wir uns, dass ich nach der Hälfte der zwei- ten Amtszeit meinen Vorsitz abgab an Dr. Wolfgang Eßer, wir sozusagen die Ämter tauschten. Und Dr. Günther Buchholz blieb weiterer Stellvertreter. Damit wollten wir die Kontinuität in der Vorstandsarbeit sichern, was ja wohl auch gelungen ist. Sie sind und waren der Experte auch für sperrige Themen: Stichwort G-BA und Qualitätssicherung. Der Gesetzgeber hat dem G-BA als höchstem Beschlussgremium der Selbst- verwaltung Aufgaben übertragen mit dem hehren Ziel, die Entscheidungen in einem steten Interessenausgleich der Krankenkassen auf der einen Seite und den sogenannten Leistungserbrin- gern auf der anderen Seite zu fällen. Da war es wichtig, den zahnärztlichen Bereich als eigenen Sektor neben der Ärzteschaft und der Krankenhaus- gesellschaft zu etablieren. Das ist ja auch gelungen. Aber zunehmend wird mittlerweile die G-BA-Arbeit von Beschlüssen ge- KURZBIOGRAFIE DR. JÜRGEN FEDDERWITZ \ Geboren am 25. Juli 1950 in Bremen \ 1969 bis 1974 Studium der Zahnmedizin an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz \ Nach Assistenzzeit und Promotion 1980 Gründung einer eigenen Praxis in Wiesbaden \ 1992 bis 2004 Vorsitzender der KZV Hessen \ 1994 Berufung in den ehrenamtlichen Vorstand der KZBV unter Dr. Karl Horst Schirbort \ 2002 bis 2003 stellvertretender Vorsitzender des ehrenamtlichen Vorstands der KZBV unter Dr. Jürgen Löffler \ 2003 bis 2005 ehrenamtlicher Vorsitzender der KZBV \ 2005 bis 2013 hauptamtlicher Vorsitzender der KZBV \ 2013 bis 2017 Stellvertretender Vorsitzender der KZBV \ 2005 bis 2017 Mitglied im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) \ Seit 2013 Mitglied im Kuratorium des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) \ 2015 Vorsitzender des Stiftungsrats des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) \ Sonstige Mitgliedschaften: Akademie Praxis und Wissenschaft (APW), Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG Paro), Neue Arbeitsgruppe Parodontologie (NAgP), Freier Verband Deutscher Zahn- ärzte (FVDZ), Pierre Fauchard Academy Foto: KZBV/Lopata Mit seinen KZBV-Vorstandskollegen bei Bundesgesundheits- minister Philipp Rösler 26 | POLITIK

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