Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 110, Nr. 14, 16.7.2020, (1390) Was sagen Sie zu dem Plan? KZBV: Die Initiative des Ministers wird von uns nachdrücklich begrüßt. Der Verlauf der Corona-Epidemie hat gezeigt, dass eine gründliche und um- fassende Aufarbeitung der Ereignisse und Entscheidungen der vergangenen Monate notwendig ist, um auf ver- gleichbare Situationen – wie etwa eine weitere Infektionswelle oder eine neue Pandemie – künftig besser vorbereitet zu sein. Im Vergleich mit anderen Ländern ist Deutschland zwar bislang relativ gut durch die Corona-Krise gekommen, allerdings sind auch Defizite bei der Versorgung deutlich geworden, etwa bei der schnellen Beschaffung und heimi- schen Produktion von Arzneimitteln, Schutzausrüstung und Hygieneartikeln für die Zahnarztpraxen. BZÄK: Die Pandemie stellt uns alle vor nicht geahnte Herausforderungen. Wir haben es mit einem Virus zu tun, das weitestgehend unerforscht ist und gleich- zeitig lebensbedrohend sein kann. Wir haben uns alle miteinander bis zum heutigen Tag gut geschlagen, aber einen „lessons learned?“-Prozess aufzusetzen, ist Voraussetzung dafür, uns für zu- künftige Herausforderungen dieser Art gut aufzustellen. Wir alle lernen an- und miteinander. Noch ist die Krise aber nicht bewältigt. Dieser Prozess wird fortgesetzt werden müssen. Wir haben dabei die Aufgabe, die Erfahrungen des Berufsstands genau im Blick zu haben. Darauf basierend gilt es sowohl für das eigene Handeln wie für die Systemebene, Schlussfolgerungen zu ziehen. Die ge- plante Evaluation der Auswirkungen – auch für den Berufsstand – für den Oktober dieses Jahres ist dafür eine wichtige Gelegenheit. Valide Daten und Informationen sind dafür von enormem Wert. Die erste und wichtigste Lehre: Wir sitzen alle in einem Boot, das Virus greift uns alle an. Weltweit. Welche Punkte sind bei der Aufarbeitung wichtig? KZBV : Insbesondere die künftige na- tionale beziehungsweise europäische Produktion und Beschaffung von Arznei- mitteln, Schutzausrüstung und Hygiene- artikeln sollten gefördert werden, um die Versorgung von Praxen und Kliniken künftig schneller und gezielter sicher- stellen zu können. Die Pandemie hat ansonsten deutlich gemacht, an welchen Stellen im Gesund- heitswesen es hakt und wie wichtig freiberuflich orientierte Heilberufe sind. An dieser Stelle sei allen Zahn- ärztinnen und Zahnärzten sowie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich in den Praxen während dieser schwierigen Zeit unermüdlich für die Versorgung der Patienten eingesetzt haben, noch einmal ein ausdrücklicher Dank ausgesprochen. Deutschland ist gerade auch wegen der vielen Freiberufler und ihrer Gemein- wohlverpflichtung im Gesundheits- wesen in der Krise gut aufgestellt gewesen. In Ländern, in denen die Ver- sorgung der Menschen bereits deutlich stärker von Kommerzialisierung und Industrialisierung geprägt ist, hat es mitunter erhebliche Probleme gegeben, etwa in den USA. Hier sieht man, dass privatwirtschaftlich ausgerichtete Ge- sundheitssysteme nicht die qualitativ gute Patientenversorgung an die erste Stelle setzen, sondern das bestmögliche wirtschaftliche Ergebnis. Deutschland darf sich daran kein Beispiel nehmen und allein ökonomischen Vorgaben folgen! Die Bedeutung und Leistungs- fähigkeit der freiberuflichen Tätigkeit von Zahnärzten und Ärzten müssen in der Gesundheitspolitik stattdessen wieder stärker ins Zentrum gerückt werden und einen angemessenen Stellenwert bekommen. BZÄK: Zuerst die Erkenntnis, dass die Vorratshaltung und die Vorhaltung von Strukturen auch in Nicht-Pandemie- zeiten wichtig sind. Im Ernstfall sind im Gesundheitswesen „on demand“- und „just-in-time“-Lieferungen oft unmöglich und mitunter tödlich. Gesundheit kostet und wenn wir als Solidargemeinschaft unsere Standards erhalten und ausbauen wollen, müs- sen wir nachrüsten. Wie wir das klug anstellen und dennoch die Kosten im Foto: AdobeStock_ Polonio Video Was haben wir aus der Corona-Pandemie gelernt? KZBV UND BZÄK ZUR AUFARBEITUNG DER CORONA-KRISE Lessons learned? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich für eine umfassende Aufarbeitung der Corona-Krise ausgesprochen. Der Bundestag soll die Pandemiepolitik der Bundesregierung der letzten Monate analysieren und eine Bewertung abgeben. Die Auswertung dieser Erkenntnisse soll der Gesundheitsausschuss zusammen mit Experten vornehmen. Was die zahnärztlichen Spitzenorganisationen von der Initiative halten, haben wir die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) und die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) gefragt. 28 | POLITIK

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