Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14
zm 110, Nr. 14, 16.7.2020, (1394) INTERVIEW MIT ZAHNÄRZTIN PETRA VOLZ „Wir fühlen uns als Chefs und Unternehmer gereift“ Petra Volz aus Garmisch-Partenkirchen war mit ihrer Praxis in allen Medien. Auf den Namen [fotzn‘spanglerei] muss man auch erstmal kommen. Die Corona- Krise kostete auch sie Nerven. Jetzt geht es zum Glück wieder bergauf. Frau Volz, ist Corona in Ihrem Arbeitsalltag schon Schnee von gestern oder gibt die Pandemie immer noch den Ton an? Petra Volz: Wir sind wieder bei knapp 90 Prozent des ursprünglichen Volu- mens angekommen. Trotzdem bleibt sichtbar, dass die Situation noch nicht wieder normal ist. Daran erinnert uns täglich die Mundschutzpflicht für die Patienten im Wartebereich und an der Rezeption. Statt unseren Patienten – wie sonst üblich – eine Tasse Kaffee anzubieten, blicken wir in bedeckte Gesichter mit angelaufenen Brillen- gläsern. Die sonst durchaus lustige Stimmung in unserer Praxis ist zurzeit leider nicht möglich. Welche Folgen hatte der Lockdown für Ihre Praxis? Glücklicherweise nur vergleichsweise geringe. Unsere Entscheidung, die Praxis offen zu halten und mit schärferen Hygienemaßnahmen weiterzuarbeiten hat die wirtschaftlichen Auswirkungen in Grenzen gehalten. Wir sind sowieso durch eine strikte Basishygiene sauber aufgestellt und haben nur wenige An- passungen gebraucht, um uns schnell auf die Situation einzustellen. Zum Beispiel haben wir Schutzvisiere ange- schafft, Mitarbeiterkontakte einge- schränkt und Termine entzerrt, um die Kontakte so gut es geht zu reduzieren. Wir haben jeden Tag engen Kontakt zu den Patienten gehalten, um anstehende Termine zu bestätigen beziehungsweise zu verschieben. Es war ein Arbeiten von Tag zu Tag, Entscheidungen haben wir nur extrem kurzfristig getroffen. Auch, was die Arbeitseinteilung der Mannschaft anging. Darüber, dass diese Entscheidung nicht nach hinten los- gegangen ist, sind wir sehr froh. Wie haben Sie sich im Hinblick auf Ihre Verantwortung als Praxis- inhaberin und Arbeitgeberin in den ersten Wochen gefühlt? Angespannt, aber gut! Ich war heil- froh, aus eigenem Entschluss Entschei- dungen treffen zu können, und kann bis heute nicht verstehen, wie manche Kollegen und Kolleginnen die Schlie- ßung der Praxen von Amtswegen ge- fordert haben. Die vermeintliche Last der Verantwortung war aus meiner Sicht die Freiheit zur Entscheidung – eine Freiheit, die vielen anderen Selbst- ständigen genommen war. Worauf haben Sie sich als Chefin in den ersten Wochen der Krise besonders konzentriert? Ganz wichtig war für meinen Mann als Praxismanager und mich, das Team in unsere Entscheidungen einzubinden. Unser Entschluss, die Praxis nicht zu schließen, war anfangs durchaus um- stritten. Umso wichtiger war für uns die Kommunikation mit dem Team, dem wir unsere Beweggründe und Maßnahmen genau erklärt haben. Es war von Anfang an klar, dass wegen dieser Krise niemand Angst um seinen Arbeitsplatz haben und auch im Ge- halt keine Einbußen hinnehmen muss. Wir hatten zwar auch ab April Kurz- arbeit angemeldet, mussten diesen Sicherungsmechanismus unterm Strich aber nicht nutzen. Garmisch-Partenkirchen liegt in der Nähe vieler Nachbarländer Deutschlands. Wie hat das die Stimmung beeinflusst? Das Praxisteam der [fotzn‘spanglerei], oben in der Mitte die Chefin Petra Volz, direkt darunter ihr Mann Alexander. Foto: Volz 32 | PRAXIS
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