Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14
zm 110, Nr. 14, 16.7.2020, (1395) Wir haben viele Patienten aus Öster- reich. Mit ihnen war eine extra gute Kommunikation gefragt. Wir haben regelmäßig Terminbescheinigungen ausgestellt, die bei den Grenzkontrollen vorgezeigt werden mussten, um den Besuch bei uns und die Rückreise zu gewährleisten. Das war aber okay. Tat- sächlich auf die Stimmung gedrückt hat etwas anderes: Der Lockdown führte einem plötzlich vor Augen, wie selbst- verständlich wir die innereuropäische Reisefreiheit nutzen. Wir sind von hier schneller in Innsbruck als in München. Diese Freiheit hat uns in dieser Zeit gefehlt. Was war die größte Herausforderung? Einen ruhigen und kühlen Kopf zu bewahren, war in der ersten Zeit eine echte Nervensache. Die Nachrichten waren beherrscht von düstersten Sze- narien, und in den sozialen Medien wurden abwechselnd der Untergang der Zahnarztpraxen und abstruse Ver- schwörungstheorien zum Besten ge- geben. Es hat viel mentale Stabilität erfordert, die relevanten Informationen zu sortieren, zu bewerten und darauf basierend – hoffentlich – richtige Ent- scheidung für die Praxis, die Mitarbeiter und die Patienten zu treffen. Gab es einen Tiefpunkt für Sie? Oh ja. Das war Ende März. Die gesamte Welt bestand gefühlt nur noch aus Virus. Es gab immer strengere Ein- schränkungen im Alltag, zunehmende Terminabsagen und keinen Anhalts- punkt, wie sich alles weiterentwickeln würde. Da kam der Punkt, an dem die Ungewissheit ein zu hohes Maß er- reicht hatte und für einen Moment auch keine rationale Überlegung mehr geholfen hat. Die gesamte angestaute emotionale Überforderung hat sich dann an einem Abend bei mir schlicht ihren Weg gebahnt. Das war aber gut, der Stress musste einfach raus. Ich war innerlich total ausgelaugt. Was hat Ihnen in dieser Zeit geholfen? Die überwiegend nüchterne Art und Weise, mit der mein Mann die Welt betrachtet. Die wusste ich in diesem Moment zum ersten Mal wirklich zu schätzen. Das hat mir Halt gegeben. Und der Stolz auf unser Team. Wir haben einen inneren Zusammenhalt, der in der Krise entscheidend geholfen hat. Zudem haben wir auf Instagram ein starkes Netzwerk an Kollegen, mit denen wir uns auf Augenhöhe gut aus- tauschen konnten. Wie war und ist die Stimmung bei Ihren Patienten? Da gab es ganz verschiedene Phasen. In der ersten Zeit waren viele teilweise be- sorgt, zu uns zu kommen. Als die Aus- gangsbeschränkungen jedoch länger andauerten, gab es zunehmend Men- schen, die gerne den Weg zum Zahn- arzt antraten, um mal rauszukommen. Wir erinnern uns an eine Mutter, die seit Wochen nonstop ihr Kind daheim betreut hatte und sich tatsächlich über ihre Zahnschmerzen freute, weil sie in der Praxis einen Moment zum Ver- schnaufen hatte. Eine ältere Dame, die eigentlich zur Risikogruppe zählt, wollte zur Zahnreinigung und Kontrolle kommen, weil sie mittlerweile jeden Grashalm im Garten ihres Senioren- heims mit Vornamen kannte. Seit Mitte Mai ist ganz deutlich der Drang bei den meisten Patienten zu spüren, wieder normal Termine zu vereinbaren. Wie würden Sie die Lage der Praxis insgesamt beschreiben? Stabil. Man darf nicht vergessen, dass wir erst Anfang 2019 eröffnet haben und eine Pandemie im zweiten Jahr schnell wirtschaftlich brandgefährlich werden kann. Wir sind einfach nur dankbar, dass wir bislang so glimpflich davongekommen sind. Die vergleichs- weise geringen Fallzahlen im Landkreis haben da ganz klar geholfen. Wie fühlen Sie sich? Super! Im Ernst, wir haben durch die Krise gelernt, dass wir die Praxis auch durch so etwas navigieren können, so- lange wir als Führungskräfte nicht den Kopf in den Sand stecken. Der Job war für acht Wochen richtig fordernd, manchmal auch überfordernd, aber wir fühlen uns als Chefs und Unter- nehmer gereift. Die Fragen stellte Susanne Theisen. Details zur Praxis: Schwerpunkt: Allgemeine Zahnheilkunde, Prothetik, Endodontologie, Implantologie; Größe: 4 Behandlungszimmer, 208 qm, Eigenlabor mit ZT; gegründet: 1/2019; Mitarbeiter: 14 Gehälter Innovationen, Fortbildung, Beratung: Die wichtigsten Dental-Fachmessen in Südwest- sowie Mittel- und Ost- deutschland decken alle Themen ab, die Ihre Branche bewegen. Informieren Sie sich schnell und kompakt über: • Prophylaxe • Hygiene • Instrumente und Werkzeuge • Praxis- und Laboreinrichtung • Digitaler Workflow • und vieles mehr Mehr Informationen unter: www.fachdental-leipzig.de www.fachdental-suedwest.de Eintrittskarten- Gutscheine erhalten Sie von Ihrem Dental-Depot! 16. – 17.10.2020 MESSE STUTTGART 25. – 26.09.2020 LEIPZIGER MESSE | 33
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