Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 110, Nr. 14, 16.7.2020, (1400) Z um Zeitpunkt der Vorstellung in der Praxis des zuweisenden Kollegen berichteten die Eltern des damals achtjährigen Patienten über eine druckschmerzhafte Schwel- lung im Bereich des linken Halses, die sich nach deren Aussage über mehrere Wochen progredient entwickelt hatte. Der enorale Status schien unauffällig zu sein, so dass eine erste Inzision mit Verdacht auf ein Atherom durchgeführt wurde. Die entsprechende Histologie ergab eine floride, teils chronisch-gra- nulierende Entzündung. Bereits zum Zeitpunkt des Fadenzugs nässte die Wunde; bei eitrigem Sekret wurde anti- biotisch und lokal antiseptisch behan- delt. Im weiteren Verlauf zeigte sich nach circa drei Monaten eine ausge- prägte Keloidbildung mit weiterhin nässender Fistelung, so dass eine Keloidresektion mit Fistelexzision erfolgte. Nach einem weiteren Monat trat eine erneute Wundheilungsstörung mit eitriger Fistel auf. Hierauf wurde der Patient an die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitäts- medizin Mainz überwiesen. Zum Zeitpunkt der Erstvorstellung in unserer Ambulanz zeigte sich klinisch submandibulär links ein 5 cm langes Narbenkeloid mit zentraler Einziehung (Abbildung 1). Bei Palpation kam es zum Austritt von blutig-eitrigem Sekret. In der Panoramaschichtaufnahme war eine Aufhellung der distalen Krone des Zahnes 75 sowie eine apikale Transluzenz ausgehend von der dista- len Wurzel des Zahnes 36 zu erkennen (Abbildung 2). Klinisch waren beide Zähne perkussionsempfindlich bei positiver Sensibilität des kariösen Zahnes 75 und negativer Sensibilität des Zahnes 36. Therapeutisch wurde die Extraktion der Zähne 75 und 36 sowie die Fistel- exzision mit Narbenkorrektur von extraoral in Vollnarkose durchgeführt. Hierzu wurde der Fistelgang zunächst sondiert und mit Methylenblau mar- kiert (Abbildungen 3 und 4). Aus der Extraktionsalveole in Regio 36 trat das Färbemittel in die Mundhöhle über (Abbildung 5). Unter Umschneidung des Narbenkeloids wurde die Fistel mit 38 | ZAHNMEDIZIN DER BESONDERE FALL MIT CME Enorale Ursache einer extraoralen Fistel – chronisch granulierende Parodontitis nach Partsch Sebahat Kaya, Peer W. Kämmerer Ein neunjähriger Patient wurde von einem niedergelassenen MKG-Chirurgen mit einer seit über einem Jahr bestehenden, rezidivierenden Fistel submandibulär links überwiesen. In der weiterführenden Diagnostik erwies sich der Zahn 36 als dentogene Ursache. Alle Fotos: Peer W. Kämmerer Abb. 1: Klinischer Situs bei Erstvorstellung DR. SEBAHAT KAYA Zahnärztin in Weiterbildung zur Oralchirurgin MKG-Chirurgie der Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat DURCHBRUCHSTELLEN DENTOGENER FISTELN Zahnstellung Unterkiefer Front Unterkiefer Eckzahn Unterkiefer Seitenzähne Oberkiefer Front Oberkiefer Eckzahn Oberkiefer Seitenzähne Tab. 1: Quelle: Kämmerer [nach Partsch et al., 1924] Durchbruchstelle Kinn Kinn Wange, Kieferwinkel Nasenboden Augenwinkel Wange

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