Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14
zm 110, Nr. 14, 16.7.2020, (1406) Adhäsion der Biofilme) und dass Por- phyromonas gingivalis als Spätbesied- ler der Leitkeim für die Entstehung und Unterhaltung der Parodontitis ist, haben Hashino et al. den Einfluss von Zuckeralkoholen auf die Mikrostruktur und den Stoffwechsel eines aus S. gor- donii und P. gingalis zusammengesetz- ten Biofilms untersucht. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind: \ Die größte Hemmung des Wachstums von S. gordonii und P. gingivalis wurde mit Erythritol, gefolgt von Xylitol und Sorbitol erreicht. \ Die metabolischen Profile von Erythritol bezogen auf S. gordonii und P. gingivalis zeigen eine dosis- abhängige Reduktion der Keime und der extrazellulären Matrix. \ Der direkte Zell-Einfluss von Erythritol und Sorbitol auf P. gingivalis zeigt, dass Erythritol das Wachstum von P. gingivalis hemmt und Sorbitol das Wachs- tum fördert. Zusammengefasst zeigt die Arbeit, dass Erythritol über verschiedene biologische Wege (Unterdrückung von Wachstum infolge von DNA- und RNA-Depletion, abgeschwächter extrazellulärer Matrix- produktion und Veränderungen der Dipeptid-Beschaffung und des Amino- säurestoffwechsels) einen hemmenden Effekt sowohl auf S. gordonii und P. gingivalis im Biofilmwachstum hat. Erythritol und Karies Xylitol hat sich seit Langem als karies- vorbeugend erwiesen, insbesondere zeigten sich die Vorteile beim Kauen von Xylitol-Kaugummis [Mäkinen et al., 2008; Mäkinen et al., 1995a; Mäkinen et al., 1995b; Mäkinen et al., 1996a; Mäkinen et al., 1996b]. Obwohl der nichtkariogene Effekt von Erythri- tol seit 1992 bekannt war [Kawanabe et al.,1992], dauerte es 13 Jahre, bis die erste Arbeit zu Erythritol und Karies veröffentlicht wurde [Mäkinen et al., 2005]. Jugendliche, die im Durchschnitt 17 Jahre alt waren, verwendeten für sechs Monate Lutsch-Bonbons und Zahnpasten, die Xylitol, Erythritol oder Sorbitol enthielten (Tagesdosis 7 g, einschließlich 0,5 g aus der Zahn- pasta). Ergebnis: Sowohl das Gewicht der Plaque als auch die Anzahl der S. mutans in der Plaque und im Speichel wurden in der Xylitol- und in der Ery- thritol-Gruppe signifikant reduziert. Die Werte für das Plaque-Gewicht waren in der Erythritol-Gruppe signifi- kant geringer als in der Sorbitol- und in der Xylitol-Gruppe. 2014 wurde eine weitere Studie zum Effekt von Erythritol im Vergleich zu Xylitol und Sorbitol veröffentlicht [Honkala et al., 2014]. Diese doppelver- blindete, randomisierte, kontrollierte, prospektive klinische Studie wurde über drei Jahre bei Kindern einer Grund- schule (Wechselgebiss) durchgeführt. Die Tagesdosis der Zuckeralkohole be- trug 7,5 g pro Tag. Ergebnis: \ Die Anzahl an Dentin- und Schmelz- Karies war in der Erythritol-Gruppe signifikant geringer. \ Die Zeitspanne, bis sich Dentin- oder Schmelzkaries entwickelte, war in der Erythritol-Gruppe signifikant größer. \ Der Karies-Score (altersmodifizierter DMF-T-, dmf-t-, DMF-S-, dmf-s-Wert) war in der Erythritol-Gruppe am geringsten. Falony et al. publizierten im Jahr 2016 eine Nachfolgestudie zu Honkala et al. [2014]. Diese Studie bestätigte die Er- gebnisse in allen Punkten [Falony et al., 2016]. Weitere Studien wie die von Runnel [Runnel et al., 2013], Mäkinen [Mäkinen, 2010], Söderling [Söderling et al., 2010], Ghezelbash [Ghezelbash, 2012], White [White et al., 2015], Sahran [Saran et al., 2015] und Park [Park et al., 2014] zeigten ähnliche Ergebnisse. Es kann festgestellt werden, dass Erythritol aktuell Xylitol als Goldstandard in der Kariesprävention abgelöst hat. Erythritol und Gingivitis/ Parodontitis Zuckeralkohole haben direkte karies- präventive Effekte und sie beeinträch- Foto: Barnes et al., 2016 Abb. 2: Schmelzoberflächen nach Behandlung mit verschiedenen Airpolishing-Pulvern 44 | ZAHNMEDIZIN
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