Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14
zm 110, Nr. 14, 16.7.2020, (1411) Der erste Meilenstein war ohne Frage, die überhaupt erste Gründung eines Fortbildungsinstituts für Zahnärzte im Jahr 1960. Der damalige Direktor Walther Engel wollte das Institut nicht schließen sondern zu einem Fortbil- dungsinstitut umwandeln. Das ist ihm – mit viel Unterstützung aber auch gegen Widerstand – gelungen. Seither sind viele weitere Institute beziehungs- weise Akademien für Zahnärzte ent- standen, aber Karlsruhe ist das Original. Hier wurden uns heute so selbstver- ständliche Formate wie der Wochenend- kurs erfunden und gepflegt. Der zweite Meilenstein war sicher die Berufung von Michael Heners als Direktor im Jahr 1981. Seither hat die Akademie auch ein wissenschaftliches Profil. Es wird nicht nur Wissen ver- mittelt, es entsteht auch in Karlsruhe. Weitere Meilensteine sind sicher die innovativen architektonischen Kon- zepte für moderne Fortbildung, die mit Karlsruhe verbunden sind. Das betrifft sowohl die große Sanierung im Jahr 1981 die auch den Umzug in den Neubau 2014. Die Akademie hat sich innovative Fortbildung für den Berufsstand (auch bundesweit) ins Programm geschrieben: Was genau ist damit gemeint, und an wen richten sich die Angebote? Fortbildung muss in den Praxen und schließlich auch beim Patienten an- kommen. Sie ist erfolgreich, wenn Pra- xisroutinen geändert und verbessert werden. Das war immer das große Ziel, wenn in Karlsruhe neue Fortbildungs- formate entwickelt wurden. Besonders effizient ist hierbei das Format „Conti- nuing Professional Development“, das ganz auf herkömmliche Wissens- vermittlung verzichtet und die Teil- nehmer dabei unterstützt, ihre Praxis voranzubringen. Das geschieht in systematischen Arbeitsschritten – der gezielten Evaluation des Ist-Zustands, der moderierten Gruppenarbeit und der Überprüfung des Erfolgs nach den ergriffenen Maßnahmen. Dieses For- mat ist mittlerweile in viele Curricula integriert. Auf der anderen Seite können auch Inhalte innovativ sein. So wurde in Karlsruhe das erste Curriculum zum Training von Sachverständigen ins Leben gerufen. Auch Programme zum Trai- ning von Moderatoren zahnärztlicher Qualitätszirkel oder für Patientenberater wurden bei uns konzipiert und ange- boten. Hier war das Ziel, Aufgaben, die die Zahnärzteschaft als Ganzes betreffen, zu professionalisieren. Daraus sind zahlreiche Initiativen in Kollegenkreisen auch bundesweit entstanden – können Sie hier Beispiele nennen? Es ist ein großes Plus der Akademie, dass wir solche Kollegenkreise haben. Sie sind unsere Basis für Projekte der Versorgungsforschung, für die Gestal- tung von Sonderveranstaltungen und zur Bearbeitung von Themen, die un- mittelbar mit der Praxis verbunden sind. Besonders aktiv sind zwei Alumni- Verbindungen: der „Arbeitskreis für zahnärztliche Therapie“ – ehemalige Assistenten unserer Poliklinik – und das „Network Integrated Dentisty“, das sich aus Absolventen unseres Master- studiengangs „Integrated Dentistry“ zusammensetzt. Die Akademie will auch in die Gesellschaft mit hineinwirken – zum Beispiel mit den Karlsruher Konferenzen oder dem Karlsruher Vortrag. Welcher gedankliche Ansatz steckt dahinter? Da können wir einmal exemplarisch den Karlsruher Vortrag betrachten. Seit 1983 gab es 35 Veranstaltungen. The- men aus den Bereichen Gesellschaft, Politik und Wissenschaft wurden einer breiten Öffentlichkeit dargeboten. Ein besonderer Schwerpunkt war dabei der Schutz der Erde. Die Veranstaltung hatte bisweilen über 1.000 Zuhörer und ist schon lange fest im Leben der Stadt Karlsruhe verankert. Die Aka- demie macht damit deutlich, dass die Zahnärzte sich ihrer Verantwortung für die Gesellschaft als Ganzes bewusst sind und einen Beitrag leisten, gesell- schaftliche Probleme zu erkennen und zu lösen. Welche Rolle spielt die Akademie in der zahnärztlichen Standespolitik? Ich denke, dass Fortbildung für die Standespolitik insgesamt ein sehr wich- tiges Thema ist. In dem Zusammen- hang leisten wir sicher gute Dienste. Außerdem war die Akademie schon oft die Feuerwehr, wenn es Diskurse zu Themen gab, die die Zahnärzteschaft direkt betreffen. Das reicht vom Thema „Amalgam“ bis zur Stellungnahme des IQWIG über die Effizienz parodontolo- gischer Behandlungsmaßnahmen. Immer wieder hat sich die Akademie als Motor beim Wandel des Selbst- verständnisses des zahnärztlichen Berufsstands ins Gespräch gebracht – was waren und sind die Anlässe, und welche Ergebnisse sehen wir heute? Da fällt mir zunächst das Anliegen meines Vorgängers im Amt Michael Heners ein, das „technomorphe“ Bild der zahnärztlichen Tätigkeit zu über- winden. Er hat Referenten, die Zahn- kontakte aufs µ gehandhabt sehen wollten aus dem Programm verbannt | 49
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