Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14
zm 110, Nr. 14, 16.7.2020, (1371) GESUNDHEITSPOLITIK VORURTEILE GEGENÜBER DEM BERUFSSTAND Über uns Zahnärztinnen/Zahnärzte gibt es das unausrottbare Klischee, alle Golf spielende, Porsche fahrende Toskana-Villen- besitzer zu sein. Mit nutzlosen, verwöhnten Shoppingqueens als Ehefrauen ... gut, ich übertreibe etwas. Aber im TV kommen wir fast nur in dieser Rolle vor. Wir „verkaufen“ überteuerte Leistungen. Wir arbeiten in Glaspalästen. Wir ärgern uns über nicht abgesagte Termine, weil wir auch noch kleinlich sind. Die Kassen- und Gesundheitspolitiker haben auch ihre Klischees: Die Zahnärzte brauchen keinen höheren GOZ-Punktwert, denen geht es immer noch zu gut, trotz 32 Jahren Stillstand (Punktwert GOZ). Sie brauchen auch keine höheren GKV-Endogebühren, es klappt doch auch so ganz gut ... Dass Molaren aber oft gezogen statt erhalten werden, das interessiert nicht. Dass Endo-Spezialisten oft mit einer Vielzahl von Revisionen schlechter GKV-Endos ihren Lebensunterhalt verdienen, auch das interessiert die GKV nicht. Im Gegenteil: Sollen sie doch. Zum zehnfachen Preis zuweilen, aber dann richtig gut. Solange wir das nicht bezahlen müssen. Das Klischee vom pfuschenden Vertragszahnarzt erklärt hier alles. Dabei kann man zu diesen GKV-Gebühren schon lange nicht mehr anständige Endo betreiben, jedenfalls nicht kosten- deckend. Und eigentlich weiß das die GKV auch, denke ich. Das wird ihr jedenfalls jeder Hochschullehrer für Endodontie bestätigen, aber auch hier ein Klischee: Er sitzt halt im Elfenbein- turm. PAR-Vor- und Nachbehandlung (UPT), das braucht man auch nicht, meint die GKV. Einmal reinigen, und fertig. Auch so ein Klischee. Man kapiert es nicht: PAR erfordert sehr lange Nachsorge, sonst ist es rausgeschmissenes Geld. Wenn wir also eine UPT fordern, mit voller Rückendeckung durch die Hochschule, wird das trotzdem nicht umgesetzt. Da ist er schon wieder, der Elfenbeinturm, wie in der Endo. Bezüglich GKV-Endo (insbesondere an Molaren) wird der Ver- tragszahnarzt seit vielen Jahren alleine gelassen. Er muss die „Sachleistung“ erbringen, zu diesen lächerlichen Gebühren, oder er muss es eben lassen. Bezüglich guter PAR ist es ähnlich, wenn ein Patient nicht privat zuzahlen kann: Eigentlich muss man dann die Therapie sein lassen, denn sie wird (fast) nichts nützen, ohne UPT. Sie kostet nur das Geld der Solidargemeinschaft. In wenigen Wochen ist alles genauso, aber „wir haben therapiert“. Der PAR-Patient wird hier alleine gelassen, sofern er nicht zahlungskräftig ist. Dieses System ist an vielen Stellen marode, und alle diese Klischees und Vorurteile gegenüber unserem Berufsstand lassen befürchten, dass sich nichts ändern wird. Weil die Politik es sich nicht mit den Wählern verderben will, die jede Gebühren- erhöhung brandmarken werden. Auch wenn sie zu mehr Zahn- erhalt durch bessere GKV-Endodontie und -PAR führen würde ... mit Sicherheit. Nur das wissen sie nicht. Dr. Paul Schmitt, Frankfurt am Main | 09 www.DAS-KONZEPT.com machts einfach! Die AERA Lösung für den Materialeinkauf: Bedarf ermitteln, Preise vergleichen und optimiert einkaufen. Ganz einfach, bequem und kostenlos. Jetzt testen unter www.aera-online.de
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