Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 110, Nr. 15-16, 16.8.2020, (1494) KÖRPERSPRACHE IM PATIENTENGESPRÄCH Nonverbal kommunizieren Nonverbale Kommunikation wird unterschätzt – auch von der Forschung. Dabei ist sie wesentlich für die Verständigung. Gerade jetzt, wenn in der Praxis der Mund-Nasen-Schutz nicht nur während der Behand- lung, sondern auch beim Vorgespräch getragen werden muss. Setzen Sie also gezielt Ihre Körpersprache ein! D er Patient liegt auf dem Behand- lungsstuhl, während der Zahn- arzt sich von oben herab über ihn beugt? Nun, das ist bekanntlich die denkbar schlechteste Position für eine erfolgreiche, nonverbale Kom- munikation. Dass es für eine gute Verständigung wichtig ist, das Behandlungsgespräch aufrecht sitzend und auf Augenhöhe zu führen, hat sich in der Praxis (weit- gehend) durchgesetzt. Aber wie halte ich Kontakt? Zumal zu Corona-Zeiten das halbe Gesicht mit dem MNS bedeckt ist. Klar ist: Blickkontakt wirkt aktivierend. Eine zugewandte, offene Körperhal- tung – auch ein Lächeln – nimmt der Patient positiv wahr, was wiederum in hohem Maß die Behandlungsatmo- sphäre beeinflusst. Die Schlüssel sind Mitgefühl, Empathie und Akzeptanz, bestätigt Dr. Johan Wölber von der Klinik für Zahnerhal- tungskunde und Parodontologie am Universitätsklinikum Freiburg. BERUFSERFAHRUNG IST KEIN GARANT FÜR EMPATHIE In einer Studie fand Wölber mit Kolle- gen heraus, dass die Kommunikations- kompetenzen nicht mit der Berufser- fahrung zunehmen. 1 Im Gegenteil: Erfahrene Profis laufen eher Gefahr, abzustumpfen und ihre Empathie einzubüßen als junge Zahnärzte. Problem sei, dass ein Großteil der Zahnärzte ihre Kommunikationsfähig- keiten mit zunehmender Routine über- schätzen. „Viele Ärzte sehen ihren Kommunikationsstil als Veranlagung. Dabei kann man Kommunikation lernen – auch die nonverbale. Hilfreich ist dabei, sich selbst in seiner Mimik und Gestik zu reflektieren. Da das selten Freunde oder Patienten für einen tun, kann ein Seminar helfen. Hier wird bei der Video-Analyse genau geguckt, wie die eigene Körpersprache funktioniert“, verdeutlicht Wölber. So zeigte eine weitere Studie anhand von Videosequenzen, wie Zahnärzte ihre Kommunikationsstrategien in in Hinblick auf den Behandlungserfolg verbessern können. 2 „Viele Ärzte sehen ihren Kommunikationsstil als Veranlagung. Dabei kann man Kommunikation lernen – auch die nonverbale.“ Dr. Johan Wölber von der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie am Universitätsklinikum Freiburg 36 | PRAXIS

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